Eine interessante Debatte, die gegenwärtig
stattfindet, ist, ob die Negativzins-Politik (NIRP) die Lösung für die anhaltenden
Probleme der Wirtschaft in Folge der Finanzkrise von 2008 ist.
In der Schweiz ist zu beobachten, dass die
Hypothekarzinsen trotz Negativzinsen auf dem Geldmarkt gestiegen sind. Zur
Erinnerung: Die SNB hat zuletzt im Januar 2015 den Zins auf den Sichteinlagen
der Banken auf minus 0,75% gesenkt.
Die Entwicklung der Hypothekarmarktzinsen scheint
sich von der NIRP der SNB entkoppelt zu haben. Und die Schweizer
Notenbanker halten den leichten Anstieg der Hypothekarzinsen aus Sicht der
Finanzstabilität grundsätzlich für erfreulich.
Während die Negativ-Zinsen nach und nach zu einem
wesentlichen Bestandteil der Werkzeugkiste der Zentralbanken werden, bleiben
viele Fragen offen, was z.B. die Finanzpolitik, die Wirtschaft und die
Definition von Geld im Allgemeinen betrifft.
Schweizer Hypothekar-Zinsen, Graph: Morgan Stanley
Ob die Negativ-Zinsen die Lösung sind, wissen wir daher in der Tat nicht. Aber sie scheinen in den Fällen Riksbank, die EZB und die SNB
zu funktionieren.
Das gemeinsame Ziel ist, Investitionen anzuregen,
den privaten Konsum zu animieren und durch die Stützung der Aktien-Märkte via Wealth Effect die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage anzukurbeln. Die Abschwächung der Währung soll dabei das Export-Geschäft
fördern.
Noch einmal: Es ist schwer, mit Sicherheit zu sagen, dass die
Negativzinsen funktionieren. Alle Bemühungen richten sich aber darauf, die Nachfrage
zu stimulieren.
Was zur Zeit geschieht ist, ist wie ein „push on astring“ (*). Das ist dann der Fall, wenn die expansive Geldpolitik nicht mehr
dafür sorgen kann, dass die Verbraucher mehr Geld ausgeben und die Unternehmen
die Investitionen erhöhen.
Die Welt der Negativ-Zinsen, Graph: Neil Irwin in NYTimes
Das Fazit ist im Grunde genommen eindeutig:
Die konventionelle Geldpolitik, d.h. die Steuerung der Wirtschaft mit
kurzfristigen Zinsen ist an ihre Grenze (ZLB: zero lower bound) gestossen. Die ZLB ist eine
Friktion. Und die Geldpolitik ist asymmetrisch: Es ist einfacher, eine
Expansion zu stoppen als eine schwere Kontraktion zu unterbinden.
Der gesamte Wert der Staatsanleihen mit Negativ-Rendite nimmt zu, Graph: FT
Die Märkte mit Negativ-Zinsen schreien danach, dass das Haushaltsdefizit derzeit keine Gefahr darstellt und es keinen Sinn hat, in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft Haushaltskonsolidierung anzustreben. Crowding-out ist auch kein Thema. Die Inflation bleibt auf absehbare Zeit niedrig. "Fass’ dir ein Herz und setze Fiskalpolitik ein". Das ist die Botschaft der Märkte, die mit Niedrig-Zinsen zum Ausdruck gebracht wird.
Markt erwartet Zinssenkung um 23 Basispunkte
durch die EZB in diesem Jahr, Graph:
Morgan Stanley
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