Dienstag, 10. Juni 2008

Inflationserwartungen

Die Inflation zieht bedingt durch die zunehmenden Energie- und Nahrungsmittelpreise an. Das ominöse Thema ist nun in aller Munde. Für Marketingabteilungen von Banken ist es ein gefundenes Fressen, um für ihre neue Produkte die Werbetrommel zu rühren. Zugleich wird das Gespenst Stagflation wieder heraufbeschworen. Schliesslich gesellt sich derzeit zu Inflation auch ein nachlassendes Wirtschaftswachstum. Der Vergleich mit den 1970er Jahren rückt daher immer näher in den Mittelpunkt der Anlagestrategien. Wie bedrohlich ist aber der aktuelle Teuerungsschub?

Immerhin hat Ben Bernanke, der Chef der amerikanischen Notenbank (Fed) dreimal in den vergangenen sieben Tagen vor einer steigenden Inflationsgefahr gewarnt. Die Fed werde sich gegen eine Erosion der langfristigen Inflationserwartungen mit Kraft zur Wehr setzen. Der Ölschock in den 1970er Jahren hatte fatale Auswirkungen v.a. auf die Inflationserwartungen. Im Zuge des Ölpreisanstiegs rechnete man damals damit, dass das allgemeine Preisniveau für alle Güter und Dienstleistungen steigen würde. Die Marktteilnehmer verhielten sich dementsprechend. Die Inflation stieg dann tatsächlich. Die Teuerungsrate ernährte sich so, dass sie sich in die Wirtschaft einbettete (embedded inflation). Heute droht sich eine Lohn-Preis-Spirale wie damals nicht. Aber Bernanke ist allem Anschein nach redlich bemüht darum, zu verhindern, dass sich die Inflationserwartungen in den Preissetzungsprozess der restlichen Wirtschaft einbetten. Fed’s erklärtes Ziel richtet sich derzeit darauf, dass die mittelfristigen Inflationserwartungen verankert bleiben.

Wie misst man Inflationserwartungen?

Indem man die Differenz zwischen den Renditen der 10-jährigen Treasuries und den inflationsgeschützten Staatsanleihen berechnet. Aktuell ergibt sich daraus ein Wert von 2,52% (d.h. 4,07-1,55%). Seit Ende April ist die Differenz um 50 Basispunkte (0,50%) gewachsen.

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