Donnerstag, 26. Juni 2008

Fed-Sitzung von 24./25. Juni: Inflationsängste überwiegen Konjunktursorgen

Die US-Notenbank (Fed) hat den Leitzins erstmals seit neun Monaten nicht verändert und bei 2,0% belassen. Die Entscheidung war im Markt erwartet worden. Die Fed geht davon aus, dass sich die Inflation dieses und nächstes Jahr abschwächt. Angesichts des anhaltenden Anstiegs der Energie- und Rohstoffpreise sowie höherer Inflationserwartungen bleibe die Unsicherheit aber hoch. Die Währungshüter betonen, es bleiben Abwärtsrisiken für das Wachstum, aber sie haben ein wenig nachgelassen. Seit dem Ausbruch der Finanzmarktkrise im vergangenen August hat die US-Notenbank die Zinsen bei sieben aufeinanderfolgenden Treffen insgesamt von 5,25% auf 2,0% gesenkt. Die Fed deutet nun an, dass die Inflationsängste die Konjunktursorgen überwiegen.

Weltweit steigt die Inflation. Und die Notenbanken verschärfen ihre Warnungen deutlich. Im Mai ist die Inflation in den USA auf 4,2% geklettert. Im Euroraum lag sie bei 3,7%. In den USA steht nun eine geldpolitische Kehrtwende bevor. Allerdings scheint die Fed sich noch Zeit zu lassen. Denn die US-Wirtschaft ist noch nicht robust genug, um einen Anstieg der Zinsen zu verkraften. Fed-Chef Ben Bernanke bemüht sich daher mit verschärfter Rhetorik die mittelfristigen Inflationserwartungen zu verankern. Die konjunkturelle Lage ist und bleibt schwierig.

Die Zins-Futures an CBT bewerten jetzt die Chancen für eine Zinsanhebung als weniger wahrscheinlich als noch vor dem Fed-Entscheid. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed die Zinsen im September unverändert belässt, beträgt nun 66% (vorher 10%). Die Differenz zwischen dem 3-Monats-Libor und dem OIS-Satz (Overnight-Index-Swaprate) hat sich indes auf 0,73% ausgeweitet. Ende Mai lag der Spread noch bei 0,68%. Eine höhere Differenz ist ein Indikator für fehlende Liquditität im Interbankenmarkt. Alan Greenspan, der ehemalige US-Notenbankpräsident sagte neulich für eine Konferenz in Mexiko, dass die Lücke zwischen dem Libor und dem OIS-Satz ein Weg sei, um das Ausmass der Finanzmarktkrise zu messen. Ein Rückgang der Differenz auf 25 Basispunkte würde seiner Meinung nach auf das Ende der Krise hindeuten.

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