Die Inflation bleibt das beherrschende Thema an den internationalen Finanzmärkten. Eine Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB) um 25 Basispunkte im Juli gilt im Markt derzeit als eingepreist. Die Futures an den Terminmärkten zeigen ferner, dass die Händler bis zum Ende des II. Quartal eine Erhöhung der Zinsen in den USA um 100 Basispunkte erwarten.
Geldpolitische Wende - Strategiewechsel der Fed
Die US-Notenbank (Fed) konzentriert sich nun stärker auf die Bekämpfung der Inflation als das Wachstum, da die Notenbanker befürchten, dass die hohe Teuerung auf die Inflationserwartungen durchschlägt. Die amerikanischen Währungshüter wollen mittelfristige Inflationserwartungen fest verankert wissen. Das Ziel: Die Inflationserwartungen dürfen nicht weiter steigen. In den 1970er Jahren hat die Ölkrise vom Herbst 1973 die Erwartungshaltung im Markt so geprägt, dass sämtliche Preise dauerhaft steigen würden. Marktteilnehmer verhielten sich dementsprechend und die Inflation stieg tatsächlich an. Zu der Hochinflation der 70er Jahre gibt es heute zwar viele Unterschiede, aber auch gewisse Paralelle. Die Löhne sind heute nicht mehr an die Inflation indexiert. Der geldpolitische Kurs war aber damals locker wie heute. Die Realzinsen waren auch damals negativ wie heute. Der Wechselkurs der DM war im Wechselkurs von Bretton Woods fest an den Dollar gekoppelt. Heute schwankt der Wechselkurs des Euro frei. Aber die Landeswährung von vielen sog. Schwellenländern (z.B. in China und mehreren asiatischen Ländern) sind heute an den Dollar gekoppelt. Der Verbraucher-Preisindex ist in den Entwicklungsländern Asiens im April auf 7,5% gestiegen. Die Inflationsrate hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr (3,6%) beinahe verdoppelt. Sicherlich sind die Energie- und Nahrungsmittelpreise für einen bestimmten Teil des Teuerungsschubs verantwortlich. Dennoch ist auch die sog. Kernrate von 1,8% im Vorjahr auf 3,8% gestiegen. Der globalisierte Handel ist heute der neue Transmissionsmechanismus für die weltweite Inflation, schreibt Stephen Roach, Chairman, Morgan Stanley Asia, in seinem aktuellen Researchpapier. Das war in den 1970er Jahren nicht augenscheinlich. Heute hat der Export-Anteil am globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut Internationaler Währungsfonds (IWF) einen Rekordwert von 32,5% erreicht. Das entspricht einem Zuwachs von mehr als 50% über der Quote von 21% in den 1980er Jahren, als die Inflation an ihre Spitze zusteuerte, analysiert Roach. Heute entstehen Inflationsdruck und Preisbestimmung viel mehr auf der globalen Fläche als im Binnenmarkt zu Zeiten der Stagflation in der Vergangenheit. Die kurzfristigen Zinsen sind in China negativ und die Inflationserwartungen steigen. In den Entwicklungsländern Asiens beläuft sich der Leitzins im Durchschnitt auf rund 6,75%, deutlich über dem Wert der durchschnittlichen Inflationsrate von 7,50%. Eine Situation wie in den 1970er Jahren wird sich heute nicht wiederholen, aber die Stagflationsgefahr steigt. Roach ist der Ansicht, dass solche geldpolitische Akkommodation die Beständigkeit eines gestiegenen Preisdrucks buchstabiere.
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