Die Renditen der Euro Anleihen am kurzen Ende liegen derzeit über denen der Langläufer. Während die 10-jährige Bundesanleihe mit 4,47% rentiert, notierte die Rendite der 5-jährigen Anleihen bei 4,54% und der 2-jährigen sogar bei 4,67%. Die Zinsstrukturkurve weist damit erstmals seit zwei Jahren eine inverse Neigung auf. Das bedeutet, dass die Anleihenhändler mit höheren kurzfristigen Zinsen rechnen und langfristig auf etwas niedrigere Zinsen spekulieren. Daraus lässt sich schliessen, dass Marktteilnehmer eine weitere Konjunkturabschwächung erwarten.
Grund war der unmissverständlich deutliche Hinweis des EZB-Chefs Jean-Claude Trichet, dass man im Juli mit höheren Leitzins rechnen müsse. Das hat den US-Dollar erneut unter Druck gesetzt und eine weitere Öl-Preisspirale nach oben ausgelöst. Die EZB befürchtet angesichts des starken Inflationsanstiegs „Zweitrundeneffekte“. Das heisst, dass Arbeitnehmer höhere Löhne erfordern und Unternehmen höhere Verkaufspreise durchsetzen könnten. Die Kreditmarktkrise mündete zwar in einer expansiven Geldpolitik, was zu einem eratischen Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise führte. Der konjunkturelle Abschwung dürfte aber im Zuge der Finanzkrise den Inflationsdruck dämpfen. Der aggregierte Effekt der gegenwärtigen Krise ist daher alles andere als offenkundig. Eine voreilige Straffung des geldpolitischen Kurses durch die EZB dürfte deswegen die Unsicherheit im Markt erhöhen und den schleichenden Abschwung beschleunigen. Zumal das Ausmass der Kreditkrise nicht absehbar ist. Siehe den aktuellen Fall von Lehman Brothers. Die amerikanischen Investmentbank hat im II. Quartal einen Verlust von 2,8 Mrd. Dollar angekündigt, nach dem Gewinn von 1,3 Mrd. Dollar im I. Quartal. Das Kreditinstitut meldete heute wegen der hohen, verlustreichen Derivatepositionen aus dem Hypothekenmarkt einen Kapitalbedarf von 6 Mrd. Dollar.
PS: Ölpreis ist dieses Jahr um 112% gestiegen.
In den vergangenen sechs Monaten legte der Preis für das schwarze Gold 56% zu.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen