Die EZB befasst sich in der aktuellen Ausgabe von
Economic Bulletin 8/2015 u.a. mit der
Frage, warum die Erholung der Wirtschaft sich in der Eurozone so sehr hinauszögert.
Zu einem gewissen Teil hat es mit der anhaltenden
Art der Krise zu tun, erklären die Verfasser des Berichts. Es gebe aber auch
andere Faktoren wie z.B. die schwache Nachfrage, der Zugang zur Kreditaufnahme,
Bedenken über Wachstumsaussichten usw.
Was auffällt, ist, dass die Mehrheit der
befragten Unternehmen die schwache Nachfrage an erster Stelle und die schwachen
Wachstumsaussichten an zweiter Stelle als die wichtigsten Einschränkungen für
Investitionen im Euroraum nennen.
Die Erholung der Investitionen im Euroraum bleibt
im historischen Vergleich erheblich zurück, Graph:
ECB in: Economic Bulletin 8/2015
Die von der Umfrage erfassten Unternehmen werden
zudem nach den politischen Veränderungen gefragt, die sie für notwendig halten.
Was hier herauskommt, ist ziemlich sonderbar:
Arbeitsmarkt-Reformen.
Unternehmen beklagen sich über „hohe
Arbeitskosten“. Aber wie wir wissen, versuchen die EU-Behörden seit geraumer
Zeit die Ungleichgewichte im Euroraum mit internal
devaluation zu lösen. Das ist nichts Anderes als Abbau von Sozialleistungen
und Lohnkürzungen.
Das Ergebnis ist nicht nur deflationär für den
gesamten Euroraum, sondern auch besonders nachteilig für Unternehmen, weil
private Haushalte mit weniger Einkommen weniger Güter und Dienstleistungen in
Anspruch nehmen können.
Investitionen im Euroraum kommen kaum vom Fleck, Graph: ECB in: Economic Bulletin 8/2015
Weniger Nachfrage bedeutet, weniger Umsatz für
Unternehmen, und damit weniger Investitionen. Und der Rückgang der
Investitionen bedeutet zugleich weniger Beschäftigung. Die wachsende
Arbeitslosigkeit lastet dann umso mehr auf der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage.
Wissen die an der Umfrage beteiligten
Unternehmen, was sie wollen? Oder unterliegen sie einfach dem Trugschluss der
Verallgemeinerung (fallacy of composition)?
Nicht alle können gleichzeitig durch Sparen
wachsen. Wenn die Unternehmen nicht einsehen, dass die von Berlin und Brüssel
in co-Produktion forcierte Austeritätspolitik diejenigen unten auf der
Einkommensleiter viel stärker trifft als diejenigen oben, müsste die öffentliche
Hand die Initiative ergreifen, um Investitionen zu fördern. Sonst steckt der
Euroraum noch mehrere Jahre in Unterbeschäftigung.
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