Dienstag, 15. Dezember 2015

Es ist die Nachfrage, Dummkopf

Die EZB befasst sich in der aktuellen Ausgabe von Economic Bulletin 8/2015 u.a. mit der Frage, warum die Erholung der Wirtschaft sich in der Eurozone so sehr hinauszögert.

Zu einem gewissen Teil hat es mit der anhaltenden Art der Krise zu tun, erklären die Verfasser des Berichts. Es gebe aber auch andere Faktoren wie z.B. die schwache Nachfrage, der Zugang zur Kreditaufnahme, Bedenken über Wachstumsaussichten usw.

Was auffällt, ist, dass die Mehrheit der befragten Unternehmen die schwache Nachfrage an erster Stelle und die schwachen Wachstumsaussichten an zweiter Stelle als die wichtigsten Einschränkungen für Investitionen im Euroraum nennen.



Die Erholung der Investitionen im Euroraum bleibt im historischen Vergleich erheblich zurück, Graph: ECB in: Economic Bulletin 8/2015



Die von der Umfrage erfassten Unternehmen werden zudem nach den politischen Veränderungen gefragt, die sie für notwendig halten.

Was hier herauskommt, ist ziemlich sonderbar: Arbeitsmarkt-Reformen.

Unternehmen beklagen sich über „hohe Arbeitskosten“. Aber wie wir wissen, versuchen die EU-Behörden seit geraumer Zeit die Ungleichgewichte im Euroraum mit internal devaluation zu lösen. Das ist nichts Anderes als Abbau von Sozialleistungen und Lohnkürzungen.

Das Ergebnis ist nicht nur deflationär für den gesamten Euroraum, sondern auch besonders nachteilig für Unternehmen, weil private Haushalte mit weniger Einkommen weniger Güter und Dienstleistungen in Anspruch nehmen können.



Investitionen im Euroraum kommen kaum vom Fleck, Graph: ECB in: Economic Bulletin 8/2015


Weniger Nachfrage bedeutet, weniger Umsatz für Unternehmen, und damit weniger Investitionen. Und der Rückgang der Investitionen bedeutet zugleich weniger Beschäftigung. Die wachsende Arbeitslosigkeit lastet dann umso mehr auf der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage.

Wissen die an der Umfrage beteiligten Unternehmen, was sie wollen? Oder unterliegen sie einfach dem Trugschluss der Verallgemeinerung (fallacy of composition)?

Nicht alle können gleichzeitig durch Sparen wachsen. Wenn die Unternehmen nicht einsehen, dass die von Berlin und Brüssel in co-Produktion forcierte Austeritätspolitik diejenigen unten auf der Einkommensleiter viel stärker trifft als diejenigen oben, müsste die öffentliche Hand die Initiative ergreifen, um Investitionen zu fördern. Sonst steckt der Euroraum noch mehrere Jahre in Unterbeschäftigung.









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