Das KOF Konjunkturbarometer (November 2015) hat
gestern eingetrübte Aussichten für die Schweizer Wirtschaft gemeldet. Der von
der ETH KOF gemessene Wert liegt zum ersten Mal seit April wieder deutlich
unter dem langjährigen Durchschnitt.
Die Konjunktur leidet also noch immer unter dem
Frankenschock. Die SNB dürfte daher aufgrund des anhaltenden Deflationsdrucks
die akkommodierende Geldpolitik noch lange beibehalten und sogar verlängern.
Nun warten die Schweizer Notenbanker auf den
EZB-Entscheid am Donnerstag. Die EZB könnte sowohl eine Aufstockung als auch
eine Ausweitung der bestehenden QE-Politik (in Europa PSPP genannt) ankündigen.
Obendrauf dürfte EZB-Präsident Mario
Draghi auch den Einlagenzins nochmals senken.
Und dadurch geriete die SNB wieder in Zugzwang. Wenn
die Fed am 16. Dezember die Zinsen
anhebt, würde die divergierende Geldpolitik zwischen den USA und der Eurozone den
USD gegen den CHF unterstützen. Die SNB sorgt sich aber viel mehr um eine Aufwertung
des CHF gegenüber dem EUR.
Denn wie Fritz
Zurbrügg, SNB-Vizepräsident am 01. Oktober im Rahmen eines Referats in
Zürich gesagt hat, ist für den CHF und die Schweizer Wirtschaft nicht die
absolute Betrachtung der inländischen Zinsen, sondern die relative Betrachtung
wichtig, nämlich die Zinsdifferenz
zwischen den Schweizer und ausländischen Zinsen.
Negativzinsen in Europa, Graph: WSJ
Seit die nominalen Zinsen in den meisten
Industriestaaten in Folge der Finanzkrise von 2008 nahe null (zero lower bound) liegen, ist die
„klassische Zinsdifferenz“ aus Sicht des Schweizer Geldmarktes praktisch
verschwunden.
Spread between German and Swiss 10y yields, Graph: Andrea Maechler, SNB, Nov 19, 2015
Um eine materielle Zinsdifferenz zu etablieren,
ist die SNB gezwungen, die Zinsen weiter in den negativen Bereich zu senken.
Die Normalisierung der Zinsdifferenz hat also für die SNB hohe Priorität.
CHF per EUR und CHF per USD, Graph: FT
Kapitalverkehrskontrollen kommen für eine offene
Volkswirtschaft nicht in Frage. Andererseits ist auch der CHF-Anleihenmarkt
vergleichsweise nicht gross wie der Markt für den EUR oder den USD, um eine
QE-Politik á la Swiss zu starten. Es bleibt deshalb nur das Instrument Zins
übrig; Negativzinsen (*) auf Sichtguthaben der Banken und anderer
Finanzmarktteilnehmer bei der SNB.
Thomas Jordan,
SNB-Präsident
hat zuletzt in einem Interview mit der Handelszeitung hervorgehoben, dass die
Geldpolitik der SNB derzeit auf zwei Säulen basiert: Negativzinsen und der
Bereitschaft am Devisenmarkt zu intervenieren, um den Druck auf den CHF zu
mindern und stabilisierend auf den Markt einzuwirken.
Es kann sein, dass die SNB aufgrund der bereits
stark ausgedehnten Bilanzsumme (**) auf die gewichtige Interventionen am
Devisenmarkt verzichtet, obwohl Jordan es nicht so sieht.
(*) Und die SNB kann mit Recht darauf hinweisen,
dass die Hypothekarzinsen trotz Negativzinsen auf dem Geldmarkt nicht gefallen
sind, sondern sogar leicht gestiegen sind.
Hypothekarzinsen in der Schweiz, Graph: FT
(**) Die Devisenreserven der SNB sind zuletzt auf
550,9 Mrd. CHF gestiegen, last update Nov 30, 2015.
PS: Gemäss den von der SECO
heute morgen vorgelegten Daten betrug der BIP-Deflator in der Schweiz im 3Q2015
minus 1,2% (annualisiert). Die SNB hat es in diesem Marktumfeld nicht leicht.
Negativ-Inflation in diversen Ländern in Europa, Graph: WSJ
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen