Wird Fed-Chefin Janet Yellen in der nächsten
Sitzung der US-Notenbank am 16. Dezember die Zinsen anheben oder nicht?
Die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung im
Dezember beläuft sich z.Z. auf 74%, wie Bloomberg
berichtet. Für 2016 hingegen prognostizieren die Future-Märkte eine
Wahrscheinlichkeit von 100%.
Eine Frage, die Spekulationen ins Kraut schiessen
lässt, ist, ob weitere Zinserhöhungen schrittweise folgen werden? Erinnerungen
an den Ausdruck „measured pace“, der
von der Fed im Jahr 2004 verwendet wurde, werden wach.
Yellen hat aber deutlich gemacht, dass der
geldpolitische Ausschuss (FOMC) der US-Notenbank nicht beabsichtige, einem
vorgegebenen Verlauf der Zinsstraffung zu folgen. Der tatsächliche Pfad der
Geldpolitik werde im Einklang mit der Entwicklung der Wirtschaft festgelegt.
Je nach der Entwicklung der Realwirtschaft und
der Inflation könne die Straffung der Geldpolitik beschleunigt, verlangsamt,
angehalten oder sogar umgekehrt werden, so Yellen.
Yellen nimmt zudem an, dass der reale Gleichgewichtszinssatz derzeit nahe null liegt und nur langsam im Laufe der
Zeit steigen werde.
Nachfrageausfall und der reale Gleichgewichtszinssatz,
Graph: Morgan Stanley
Analysten von Morgan
Stanley liefern dazu eine interessante Abbildung, die den realen Gleichgewichtssatz im Lichte des Nachfrageausfalls zeigt.
Es geht nicht darum, dass die Fed die Geldpolitik
unvoraussehbar gestalten will, damit die Anleger nicht selbstgefällig werden.
Viel mehr wird damit die Tatsache unterstrichen, dass es noch viel Unsicherheit
darüber gibt, wo der neutrale Zinssatz genau liegt und wie dieser sich
entwickeln wird.
Im Grunde genommen scheint die gegenwärtige
Geldpolitik auch bei Nominalzinsen nahe null nicht akkommodativ genug. Angesichts
der real-wirtschaftlichen Konditionen ist sowohl die europäische als auch die
amerikanische Geldpolitik nicht zu locker, wenn überhaupt zu restriktiv,
bemerkt Brad DeLong in einem
aktuellen Artikel („The Trouble with
Interest Rates“) in Project Syndicate.
Der natürliche Zinssatz ist eigentlich niedriger
als die gegenwärtige Geldpolitik hergibt, so der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor.
Der effektive FFR, Graph: FT
Fazit: Es scheint mit heutigen
Zinssätzen etwas nicht zu stimmen. Warum sind immer noch so niedrige Zinsen für
die Wirtschaft angemessen? Olivier Blanchard nennt es „dark corners“ der Wirtschaft, die von der Forschung beleuchtet
werden müssten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen