Die SNB hat am Donnerstag im Rahmen ihrer
geldpolitischen Lagebeurteilung noch einmal mit Nachdruck unterstrichen, dass
der Franken nach wie vor deutlich überbewertet ist.
Auf die Frage, ob der Negativzins in der Schweiz
funktioniert, hat Thomas Jordan in
einem Interview mit dem CNBC „bestens“ geantwortet.
SNB-Präsident hat dabei (1) auf die Zinsdifferenz
gegenüber dem EUR und (2) den Wechselkurs hingewiesen:
Der Negativzins macht den Franken weniger
attraktiv und trägt weiterhin zu einer Abschwächung des Frankens bei.
Gleichzeitig bleibt die SNB am Devisenmarkt aktiv, um bei Bedarf Einfluss auf
die Wechselkursentwicklung zu nehmen.
Jordan hat zugleich auch die Aufhebung des
Mindestkurses von 1,20 CHF per EUR im Januar 2015 in Schutz genommen, weil auch
nach der jüngsten Zinssenkung der EZB die Zinsdifferenz
gegenüber dem EUR deutlich grösser ist als zu Beginn des Jahres.
Interessant ist, dass die SNB auf die Umverteilung der Sichtguthaben unter
Banken aufmerksam macht, um die Wirkungsweise des Negativzinses zu erklären.
Sight Deposits at the SNB, Graph: SNB in Introductory Remarks, Dec 10, 2015
Die SNB erhebt seit Januar 2015 einen Negativzins
von minus 0,75% auf Sichtguthaben
der Banken und anderer Finanzmarktteilnehmer bei der Zentralbank.
Bei der Berechnung des Negativzinses gewährt die
SNB den Banken Freibeträge, damit
„das Bankensystem nicht die volle Belastung aus dem hohen Bestand an
Sichtguthaben tragen muss“.
Für Inhaber von Sichtguthaben, die nicht der
Mindestreservepflicht unterliegen, wie z.B. ausländische Banken, wurde der
Freibetrag bei mind. 10 Mio. CHF
festgelegt. Und es gilt das Gebot der Gleichbehandlung.
Banken, die im Verhältnis zu ihren
Mindestreserven überdurchschnittlich hohe Sichtguthaben halten, werden davon
stärker belastet als andere. Die genauen Auswirkungen für die einzelnen Banken
können also unterschiedlich sein, was auch zum Teil von der Bilanzsituation
abhängt.
Turnover on the CHF repo market, Graph: SNB in Introductory Remarks, Dec
10, 2015
Der Negativzins entfaltet seine volle Wirkung auf
dem Geld- und Kapitalmarkt auch bei hohen Freibeträgen. Derzeit unterliegen mit
ca. 170 Mrd. CHF rund 40% der Sichteinlagen bei der SNB dem Negativzins, wie
die SNB mitteilt.
Die Geldmarktzinsen orientieren sich unmittelbar
am Negativzins von 0,75%, da die Zinssätze sich aufgrund des marginalen Satzes
bilden.
Banken, die Sichtguthaben über dem Freibetrag
haben, transferieren Geld von ihrem SNB-Konto zu den Banken, die ihren
Freibetrag nicht ausgeschöpft haben und für die Entgegennahme dieser Gelder
etwas weniger Negativzins verlangen als minus 0,75%.
Und die Umverteilung der Sichtguthaben lässt sich
am CHF-Repomarkt beobachten: Der Umsatz ist seit Einführung des Negativzinses
deutlich gestiegen. Der grösste Teil des Umsatzes entfällt Angaben der SNB nach
auf Geschäfte mit sehr kurzen Laufzeiten.
Der entscheidende Aspekt dabei ist, dass die SNB
dem System zwar weiter Liquidität zuführt (*), aber mit der (praktisch vollumfänglichen
Ausschöpfung der Freibeträge) jeder zusätzlich geschaffene CHF dem Negativzins
unterliegt.
(*) Die Sichtguthaben der Banken bei der SNB sind
seit dem Inkrafttreten des Negativzinses im Januar von ca. 440 Mrd. CHF auf
aktuell rund 470 Mrd. CHF gestiegen.
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