Mittwoch, 16. Dezember 2015

Der neutrale Realzins als Orakel?

Der Rückgang der Zinsen geht seit Jahren mit dem Rückgang der Inflation einher. Bemerkenswert ist, dass auch die Realzinsen fallen.

Die Konvergenz der nationalen Zinsverläufe legt die Bedeutung global wirkender Faktoren nahe, schreibt Credit Suisse, Research in einer aktuell vorgelegten lesenswerten Analyse.

Der Rückgang der Realzinsen hat die Überlegungen gestützt, dass auch der natürliche Zinssatz gesunken ist.

Es handelt dabei um den sog. Gleichgewichtszins (der natürliche Zins), wo Sparen und Investieren übereinstimmen. Das heisst, dass die Wirtschaft sich dort im Gleichgewicht befindet, wo es weder Inflation noch Deflation eine unmittelbare Gefahr darstellt. Es herrscht m.a.W. Vollbeschäftigung: Faktor Arbeit und Faktor Kapital sind voll ausgelastet.

Die natürlichen Zinsen (equilibrium real interest rates) befinden sich seit den 1980er Jahren tatsächlich in einem Abwärtstrend, betonen die Autoren der Studie. Seit der Finanzkrise von 2008 liegen sie für die USA, das Vereinigte Königreich und Deutschland im negativen Bereich, für Japan und die Schweiz knapp über null, wie in der folgenden Abbildung zu sehen ist:



Rückgang der natürlichen Zinsen, Graph: Credit Suisse, Research


Der natürliche Zins lässt sich nicht direkt vermitteln. Die Ergebnisse beruhen auf einfachen Schätzverfahren. Der praktische Weg ist, die realisierten (ex-post) Durchschnitte der Realzinsen zu berechnen.

Die Methode basiert laut Credit Suisse, Research auf der Annahme, dass die Realzinsen mittelfristig zu einem Gleichgewichtsniveau konvergieren und daher Durchschnittswerte den natürlichen Zins nähern.




Sparen & Investieren und der natürliche Zins, Graph: Credit Suisse, Research


Das Fazit der Analyse lautet aber, dass für die Zukunft keine Trendumkehr zu erwarten ist, was für die Weltwirtschaft nichts Gutes verheisst.

Keine Kommentare: