Nachdem die EZB vergangene Woche ihr
Anleihekaufprogramm (genannt PSPP) um ein halbes Jahr verlängert und
gleichzeitig den Einlagezinssatz auf minus 0,30% gesenkt hat, sind die
Inflationserwartungen im Euro-Raum zurückgegangen.
Gemessen an 5y5y
forward swap rates sind die Inflationserwartungen auf 1,63% gesunken, wie
FT berichtet.
Die Banken, die künftig bei der EZB kurzfristig
Geld parken wollen, müssen der EZB einen Zins von 0,30% zahlen.
Bemerkenswert ist, dass die EZB auch die eigene Inflation-Prognose
nach unten revidiert hat. Das bedeutet erstens, dass die EZB noch einige Jahre
das Inflationsziel (ca. 2%) verfehlen wird und damit weiterhin Deflationsgefahr
besteht. Und zweitens, dass Europa in einer viel tieferen Krise steckt als
allgemeinen angenommen wird.
Die Investoren hoffen daher auf einen zusätzlichen
Stimulus im kommenden Jahr. Die Frage ist aber, wie? In welcher Form?
Inflationserwartungen im Euro-Raum (gemessen an
5y5y forward swap rate), Graph: FT
Paul De Grauwe schreibt in seinem Blog, dass die ausgeweitete
QE-Politik in Europa zwar notwendig ist, aber nicht ausreicht. Das eigentliche
Problem sei die restriktive Fiskalpolitik.
Der an der LSE in Grossbritannien lehrende
Wirtschaftsprofessor hält öffentliche Investitionen für entscheidend zur
Erholung der Wirtschaft im Euro-Raum.
Wenn wir bei Null-Zinsen keine Projekte in
Angriff nehmen (über Ausgabe von Anleihen), die mehr als Null-Prozent Rendite
abwerfen, werden uns künftige Generationen fragen, warum wir nicht in
alternative Energien und das öffentliche Verkehrswesen investiert hätten, so De
Grauwe.
PS: Es ist irgendwie bizarr, zu
beobachten, dass die Defizit-Falken in Europa seit dem Verfall der Inflation
unter den Zielwert nicht mehr über die Preisstabilität, sondern nur noch über
die Finanzstabilität reden. Die Preisstabilität scheint plötzlich nicht mehr
behaglich, wie Wolfgang Münchau beschreibt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen