Donnerstag, 3. Dezember 2015

Wie funktioniert der Schweizer Negativzins?

Die Hypothekarzinsen sind in der Schweiz trotz Negativzinsen auf dem Geldmarkt nicht gefallen, sondern sogar leicht gestiegen.

Die Befürchtung, dass der Negativzins Ungleichgewichte am Hypothekarmarkt verschärften würde, hat sich nicht bewahrheitet.

Andrea M. Maechler, Mitglied des SNB-Mitglieds hat insofern nicht unrecht, wenn sie sagt, dass Negativzins als Massnahme bemerkenswert gut funktioniert.

Warum ist aber der 10-jährige Hypothekarsatz nicht weiter gefallen?

Weil die Refinanzierungskosten der Banken nicht im selben Mass gesunken sind wie die Zinssätze am Geldmarkt. Aus diesem Grund sind die Zinsmargen der Banken unter Druck geraten.

Das heisst, dass die Passivmargen (liability margin) der Banken, die die Differenz zwischen dem Zins für fristenkongruente Finanzierungsquelle und dem Zins für Spareinlagen angeben, in den negativen Bereich gefallen sind.


Swiss interest rates of fixed rate mortgages, Graph: Fritz Zurbrügg, SNB, in: „A new premise for SNB monetary policy?“, Oct 1, 2015, Zurich.



Und die Banken haben die Hypothekarzinsen erhöht, um dem Druck auf die Passivmargen entgegenzutreten. Das heisst, dass damit die Aktivmarge erhöht wurde.


Schweizer Negativzins und Auswirkungen am Markt, Graph: Andrea M. Maechler, SNB, Nov 19, 2015 in: „Geldpolitik im Jahr 2015 – eine erste Bilanz

Der leichte Anstieg der Hypothekarzinsen ist aus Sicht der Finanzstabilität grundsätzlich erfreulich, wie die SNB hervorhebt.  

Trotzdem können die Risiken für die Finanzstabilität durch verschiedene Kanäle weiter erhöht werden. Es gibt hauptsächlich drei Risiken:

(1) Anleger könnten aufgrund des aktuellen Tiefzinsumfelds vermehrt in Immobilien investieren und dadurch die Preise im Segment der Wohnrenditeliegenschaften nach oben treiben.

(2) Banken könnten mehr langlaufende Kredite vergeben (um Margenschwund zu mildern) und dadurch die Fristenkongruenz vergrössert und sich Zinsänderungsrisiken aussetzen

(3) Nicht-Banken könnten im Tiefzinsumfeld den Wettbewerb am Hypothekarmarkt verschärfen, was zu Lasten der Margen der Banken gehen würde.


PS: Die SNB hat am 15. Januar 2015 den Mindestkurs von 1,20 CHF pro EUR aufgehoben und den Zins auf Giroguthaben bei der SNB auf minus 0,75% gesenkt.



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