Während die Leitzinsen in den USA (0,125%), der Schweiz (0,50%) und Japan (0,10%) nahe null Prozent liegen und die Bank of England (1,0%) Überlegungen über eine mögliche Nullzinspolitik (ZIRP) anstellt, zögert die EZB (2,0%), Zinsen weiter zu senken. Sie hat nach eigenen Angaben Angst, in eine Liquiditätsfalle zu rutschen. Sie fürchtet ausserdem negative Folgen niedriger Realzinsen.
EZB Leitzinsentwicklung, Graph: bloomberg.com
Das Problem liegt aber im Bankensystem. Die Kreditvergabe ist zum Erliegen gekommen. Da die Gefahr besteht, dass die Rezession zu einer Deflation führt, hat die Fed ihre Leitzinsen auf beinahe null Prozent gesenkt und eine Reihe unorthodoxe Massnahmen getroffen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die EZB hingegen scheint Ursache und Wirkung zu verwechseln. Droht Inflation, wird die Geldpolitik restriktiv. Droht Deflation, wird sie gelockert, und zwar aggressiv.
Bricht der private Verbrauch ein, liegen die Produktionskapazitäten brach, wie es jetzt der Fall ist. Die Inflation ist deshalb für die nächsten Jahre kein Thema. Private Haushalte sind hochverschuldet und Unternehmen sind überschuldet. Die Märkte befinden sich in einem historisch beispiellosen Deleveraging-Prozess. Deswegen sind reflatorische Massnahmen durch die Regierungen notwendig, um den Produktionsrückgang zu stoppen. Ansonsten drohen Vermögensverluste. Es gilt also, eine wahre Deflation auf alle Fälle zu vermeiden. Die EZB kann sich davor nicht drücken, ihren Beitrag zur Stabilisierung des Finanzsystems zu leisten.
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