Montag, 17. September 2012

Was Ben Bernanke unterstellt wird


Es gibt nun mehr Beweise, dass Mitt Romneys Wirtschaftspolitik offenbar durch Extremisten diktiert wird, bemerkt Mark Thoma in seinem Blog und verweist auf Paul Krugmans lesenswerte Kolumne („Hating on Ben Bernanke“) am Montag in NY Times.

Ben Bernanke, der Vorsitzende der Fed hat vergangene Woche eine Änderung der Strategie der US-Notenbank zur Bekämpfung der Rezession bekanntgegeben. Die Ankündigung einschliesslich einer dritten Runde der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik (sprich QE, quantitative easing) peilt diesmal hypothekarisch besicherte Wertpapiere (MBS, mortgage backed securities) an.

Die grosse Neuigkeit ist, dass die Fed mehr oder weniger sich verpflichtet, die Zinsen nicht sofort anzuheben, sobald die Wirtschaft sich erholt. Das heisst, dass die Fed an tiefen Zinsen festhalten will, bis die Wirtschaft wieder beginnt, tatsächlich einen Boom zu erleben und (vielleicht) bis die Inflation deutlich höher ansteigt.

Die Idee dahinter ist, durch die Angabe der Bereitschaft, die Wirtschaft für eine Weile vom Leder ziehen zu lassen, den privaten Sektor zu mehr Ausgaben zu veranlassen. Potenzielle Eigenheimkäufer würden sich dadurch ermutigt sehen, dass der moderate Anstieg der Inflation die Bedienung ihrer Schulden erleichtern würde. Unternehmen würden gefördert, dass diie Aussichten auf künftige Absatzsteigerung sich verbessern. Aktienkurse würden zulegen. Der Wohlstand würde wachsen und der Dollar würde an Wert verlieren, was die US-Exporte wettbewerbsfähiger machen würde.

Das ist die Art und Weise, wie die Fed versucht, dafür zu sorgen, damit die Wirtschaft wieder an Boden gewinnt, obwohl es weit davon entfernt ist, ein Allheilmittel für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu sein, was von Bernanke selbst hervorgehoben wurde, betont Krugman.

Und die Republikaner werden verrückt, wobei Romney sich dem Wahnsinn anschliesst, argumentiert der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor. Romneys Wahlkampagne hat eine Pressemitteilung veröffentlicht, wo die Fed angeschwärzt wird, die Wirtschaft künstlich zu stimulieren, was Romney später als „sugar high“ nannte.

Die Sprache des Kandidaten der Republikanischen Partei für die Präsidentschaftswahl 2012 gibt die der „Liquidationisten“ der 1930er Jahre wieder, die sich dafür einsetzten, nichts zu unternehmen, um die Great Depression zu mildern. Bis vor kurzem schien das Urteil der Liquidationisten deutlich: es wurde nicht nur von Sozialdemokraten und Keynesianern zurückgewiesen, sondern auch von Konservativen, einschliesslich Milton Friedman, unterstreicht Krugman.

„Aggressive Geldpolitik kann die Tiefe der Rezession verringern“, erklärte George W. Bush 2004 im „Economic Report of the President“. Greg Mankiw (Harvard University), der Autor dieses Berichtes, hat im Grunde genommen eine sehr viel aggressivere Geldpolitik durch die Fed befürwortet, als die die Fed vergangene Woche angekündigt hat.

Nun ist Mankiw angeblich ein Romney Berater. Aber die Position des Kandidaten in Bezug auf die Wirtschaftspolitik wird offenbar durch Extremisten diktiert, die warnen, dass jede Bemühung darum, den schweren Abschwung zu bekämpfen, uns zu Zimbabwe machen würde. Zimbabwe!

Letzte Woche haben wir in Erfahrung gebracht, dass Ben Bernanke bereit ist, sich vernünftige Kritik anzuhören und den Kurs zu wechseln. Aber wir haben auch gelernt, was die Wirtschaftspolitik betrifft, dass Mitt Romney jede Pose von Mässigung aufgegeben hat und sich in den geistigen Fieber-Sümpfen der Rechten niederlässt, fasst Krugman als Fazit zusammen.

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