Montag, 17. September 2012

Transmission der Geldpolitik via Aktienmarkt


Zentralbanken steuern die Wirtschaft i.d.R. über die Zinsen (durch Senkung und/oder Erhöhung). Wenn der Nominalzins jedoch nahe der Nullgrenze (zero lower bound) liegt, verliert die Geldpolitik an Wirksamkeit, weil die Zinsen eben nicht weiter gesenkt werden können.

Was ist zu tun? Zentralbanken verfügen über weitere Instrumente, um die Wirtschaft mit unkonventionellen Mitteln anzukurbeln. Dazu gehört z.B. die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik, d.h. QE (quantitative easing). Es geht im Grunde genommen um Wertpapierankäufe durch die Zentralbank, um auf die Realwirtschaft auf diese Weise Einfluss zu nehmen.

Zentralbanken kaufen (*) Banken langlaufende Staatsanleihen ab, um die Investoren durch den damit angestrebten Rückgang der längerfristigen Renditen dazu zu veranlassen, Vermögenswerte (zugunsten von risikoreicheren) umzuschichten.

Die Transmission der Geldpolitik erfolgt normalerweise über den Häusermarkt (housing). Da das Wohnungswesen seit geraumer Zeit tief angeschlagen ist, versucht die US-Notenbank, die Wirtschaft durch die Vergünstigung der Hypotheken zu fördern. Und wenn die Nominalzinsen auf der Untergrenze von Null landen, kommt es bei der Umsetzung der unkonventionellen Geldpolitik insbesondere auf die Kommunikationspolitik der Zentralbank an. Die Fed hat vergangene Woche daher angekündigt, an niedrigen Zinsen für eine lange Weile festzuhalten, auch wenn die Wirtschaft beginnen sollte, sich zu erholen. Das heisst, dass die Zinsen nicht sofort beim Anblick des ersten Anzeichens der konjunkturellen Wiederbelebung angehoben werden.


Renditen von Staatsanleihen, Graph: BIS, Quarterly Review, Sept. 17, 2012

Fed-Präsident Ben Bernanke versucht nun mit QE3, die Realwirtschaft über die Kanäle von Aktien und US-Dollar zu stimulieren, weil der übliche Wirkungsmechanismus Häusermarkt wegen Überhang an Überschusskapazität verstopft ist.

Die Fed will mit dem Ankauf von MBS den privaten Sektor stimulieren.

Eigenheimerwerber werden angespornt, Ausgaben zu erhöhen.

Unternehmen werden durch die Verbesserung der Aussichten für die Absatzsituation gefördert, Investitionstätigkeit zu beschleunigen.
Aktienkurse werden zulegen, was das Vermögen steigert.

Der Wechselkurs des US-Dollars wird fallen, was die Wettbewerbsfähigkeit der US-Ausfuhren verstärkt.

Können die Aktienmärkte aber noch weiter steigen?

Wichtige Indizes haben bereits neue Höchststände erreicht. Der S&P-500 Index liegt nur noch 10% unter dem historischen Höchststand. Dem Dow Jones Index fehlen nur noch 5% bis zum gleichwertigen Stand, wie die ZKB heute in Daily Market Opinion (Aktienmarkt) berichtet. Der DAX ist in den vergangenen vier Monaten um rund 20% gestiegen.


Aktienmarkt: S&P-500 versus Euro Stoxx 50, Graph: ZKB in: Daily Market Opinion

Das durch die EZB angekündigte Programm (OMT) zum Ankauf von Staatsanleihen hat die deutschen Aktien dermassen beflügelt, dass der DAX mittlerweile fast auf dem höchsten Niveau seit 2008 angelangt ist. Bis in die Nähe des historischen Höchststandes von 2007 fehlen dem DAX nur noch 10%. Das ist schnell zu schaffen. Aber was dann?

(*) Zentralbank schreibt die entsprechende Summe (d.h. electronic credits) dem Konto der Banken, die sie bei der Zentralbank unterhalten, gut. Es findet keinen physischen Geldtransfer statt. Das Geld wird Banken ediglich elektronisch gutgeschrieben.  Da die Banken aber das Kreditgeschäft nicht ausweiten, erhöhen sich Überschussreserven (excess reserves) bei der Zentralbank.

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