Mittwoch, 26. September 2012

Fat Finger und Rohstoffbörse


Der Ölpreis, der heute unter 90$ gerutscht ist, ist am Montag gegen Handelsschluss, als das Tagesvolumen einen Spitzenwert erreichte, in weniger als einer Minute um mehr als 3$ gesunken. Im Anschluss sind auch die Preise für Gold und Kupfer gefallen. Sogar der Euro hat an Wert verloren.

Am Mittwoch gab es einen stärkeren Preissturz für das Rohöl. Wenn so etwas geschieht, heisst es im Fach-Jargon, dass ein „Fat Finger“ im Spiel gewesen sein muss oder ein Computer-Algorithmus „verrückt spielt“, wie James Hamilton in seinem Blog bemerkt.

Diejenigen, die daran glauben, dass der Preis fürs Erdöl von Fundamentaldaten bestimmt werde, fragen sich natürlich, welcher Aspekt der Versorgung oder der Nachfrage an und nach Öl sich möglicherweise am vergangenen Montag im Zuge der weniger als eine Minute verändert haben mag?

Die offensichtliche Antwort lautet, dass es keine Änderung in Bezug auf das Angebot und die Nachfrage nach unf für das physische Öl gegeben hat. Der Preis eines Kontrakts an der Terminbörse NYMEX, der sich von einer Minute auf die andere ändert, wird dadurch bestimmt, wie viele Menschen diesen Kontrakt (für Rohöl Sorte West Texas Intermediate: WTI) zu welchem Preis kaufen wollen, und nicht dadurch, wie viel Benzin Autofahrer pro Minute verbrennen wollen.


NYMEX November Crude Oil (15 Minuten Bar Chart), GraphProf. James Hamilton in: Econbrowser

Da aber Änderungen des Preises für Rohöl die wesentlichen Determinanten dafür darstellen, wie viel Verbraucher für Benzin zahlen, fragt sich, ob Fat Fingers der Händler letzlich den Preis bestimmen, wie viel die Autofahern an der Zapfsäule berappen müssen?

In gewissem Sinne ist die Antwort ja, aber es gibt ein Problem, wenn man die Theorie zu weit führt. Es gibt nämlich am Ende der Verkettung echte Menschen, die echtes Benzin verbrennen, erklärt Hamilton. Und wie viel Benzin sie verbrennen, hängt zum Teil vom Preis ab: je höher der Preis ist, desto weniger ist der Verbrauch.


US Rohöl Reserven), Graph: Prof. James Hamilton in: Econbrowser

Aber doch nicht viel weniger, argumentiert der an der University of California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor. Der Preis des Benzins könnte sich viel mehr ändern und es würde einige Zeit in Anspruch nehmen, bis man eine Antwort darauf in den Daten sieht. Die kleine und oft träge Antwort ist, warum der Ölpreis auf Basis von Minute-zu-Minute schwanken kann und daher durch die Kräfte bestimmt wird, die mit dem Endnutzer des Produktes nichts zu tun haben, fasst Hamilton als Fazit zusammen.

Bemerkenswert ist zudem, dass der grössere Preisverfall am Mittwoch erst dann zustande kam, nachdem bekannt wurde, dass die US-Vorräte an Rohöl deutlich höher gestiegen sind als erwartet.

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