Samstag, 22. September 2012

QE und Banken


QE3 ist nur eine Phantasie-Phrase für den Kauf von Anleihen, insbesondere von hypothekenbesicherten Wertschriften (MBS: mortgage-backed securities), wobei die Fed Banken Vermögenswerte abkauft und dafür Cash übergibt, schreibt James K. Galbraith in einem lesenswerten Kommentar („Quantitative easing isn’t magic“) in The Guardian.

Dies wird die Anleihepreise erhöhen und die Renditen senken. Es wird auch die Aktienkurse beflügeln und Hypotheken-Refinanzierung anspornen, was zur Verbesserung der Cashflows der solventen Eigenheimbesitzer führen soll, schildert der am Levy Economics Institute lehrende Wirtschaftsprofessor.

Und was sind die Auswirkungen auf die Wirtschaft? Zumeist indirekt und sehr klein, betont Galbraith. Menschen geben Kapitalgewinne als unerwartete Mehreinnahmen (windfalls) i.d.R. nicht aus. Einsparungen in Bezug auf Hypothekenschulden helfen, um die Ausgaben zu unterstützen, aber ein Teil davon geht dahin, um andere Schulden zu tilgen. Menschen, die mit Hypotheken bereits unter Wasser sind, können sich nicht mehr refinanzieren und werden davon nicht betroffen. Ja, es gibt eine gewisse Wirkung, aber die Stimulus ist nicht kräftig.

Inzwischen will auch die EZB Staatspapiere am europäischen Anleihemarkt aufkaufen, um die Preise höher zu treiben. Die Massnahme ist ähnlich wie QE, aber es dürfte der Wirtschaft noch weniger helfen, so Galbraith. Mario Draghi, der EZB-Chef will damit den Euro retten, nicht die Euro-Zone. Die Konditionen, die er aufstellt, verhindern die Begünstigte das ersparte Geld tatsächlich zu verwenden, sodass sie in der Tat weniger ausgeben, um die Hilfe in Anspruch zu nehmen, hält Galbraith fest. Solange, wie dies weiter geht, werden Arbeitslosigkeit, Haushaltsdefizite und Schulden schlimmer.

Vor diesem Hintergrund zitiert Galbraith, was Hyman Minsky mal gesagt hatte: die Banken sind keine Geldgeber. Banken verleihen Reserven nicht. Und sie brauchen keine Reserven, um Kredit zu verleihen. Banken schaffen das Geld, indem sie Kredite vergeben. Sie brauchen einen Kunden, der bereit ist, Kredit aufzunehmen und ein Projekt, das es wert ist, Kredit zu geben und eine Sicherheit (collateral), um gegen Risiken zu schützen. 

Wenn es an all dies mangelt, tragen die Reserven nicht dazu bei, einen Kunden zu bedienen. Und vor allem nicht, wenn der Staat bereit ist, die Reserven der Banken zu vergüten, was die wahrste Form von Wohlstand ist, Einnahmen für Nichts-Tun zu bekommen.

In einer Debt-Deflation ist es sogar noch schlimmer. Wenn die Preise von Vermögenswerten fallen, wie sollen die Banken Geld machen? Nicht, indem sie den Trend bekämpfen, sondern auf der Welle reiten, argumentiert Galbraith. Wenn sie sich mit Kreditvergabe zurückhalten, fallen die Preise sogar noch weiter und die Vermögenswerte können später zu einem tieferen Preis gekauft werden. 

Man mag das Ganze Leerverkauf (shorting) der ganzen Wirtschaft nennen. Aber man kann die Banken dafür nicht beschuldigen. Es ist, wie sie sonst in schweren Zeiten Geld verdienen. Aber zu erwarten, dass sie als Agenten des Wirtschaftswachstums agieren würden, ist töricht, unterstreicht Galbraith.

Je früher wir damit aufhören, an Zentralbanker als Zauberer und Magier zu denken, desto besser, fasst Galbraith als Fazit zusammen.

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