Mittwoch, 10. Juli 2013

Mehr Cash im Umlauf

Die Verbreitung von Kredit- und Debitkarten und anderen Technologien bedeutet, dass die gute alte Papier-Währung im Sterben liegt? Falsch. Der Notenumlauf hat in den USA am 26. Juni laut Angaben der US-Notenbank (Fed) ein Allzeithoch von 1‘119 Mrd. $ erreicht, berichtet Zachary Goldfarb in einem lesenswerten Artikel in The WaPo.

Was steckt dahinter? Angst? Vielleicht. Infolge der Finanzkrise von 2008 und der Rezession ist der Bargeldumlauf durch die Decke geschossen, auch wenn die Wirtschaft geschrumpft ist.

Was auffällt, ist, dass die Verwendung von kleineren Stückelungen (small denomination currencies), nämlich 50 $ und weniger, die Talsohle durchschritten hat, weil die Menschen vielleicht alternative Zahlungsmittel für alltägliche Transaktionen benutzen.

Auf der anderen Seite sieht es aber so aus, als ob die Menschen 100$ Scheine horten würden.

John Williams, Präsident der San Francisco Fed bezeichnet die Situation zwischen der elektronischen Zahlungstechnologie und der menschlichen Sehnsucht nach dem guten alten Bargeld als ein „Tauziehen“ in Bersorgnis erregenden Zeiten.

Es gibt aber angesichts der Tatsache, dass sich das Bargeld rasch über Grenzen hinweg bewegt, keine genaue Möglichkeit, zu messen, wie viel harte Währung sich in den USA im Umlauf befindet. Ökonomen gehen davon aus, dass eine grosse Menge der Nachfrage nach US Papiergeld aus dem Ausland stammt, aufgrund der weitweiten finanziellen Instabilität.



US Notenumlauf, Graph: FRED Fed St. Louis

Die Banken halten einen Teil des Geldes Cash. Aber das meiste Bargeld befindet sich in Safes, unter Matratzen und Brieftaschen von Individuen. Nach Williams Schätzung hat ein Amerikaner pro Kopf 1’300$ Bargeld per Ende 2012.

Ist es aber tatsächlich Angst (insbesondere Besorgnisse über die politische und finanzielle Stabilität), dass die Menge an Noten im Umlauf kräftig zunimmt?

Paul Krugman liefert in seinem Blog eine andere Erklärung dazu: Die Motive, Bargeld v.a. in Form von 100$ Scheinen zu horten, sind seit einer langen Zeit vorhanden. Es hat zum Teil mit Steuerhinterziehung und dem Gesetz im Allgemeinen zu tun. Lateinamerikanische Drogenbarone horten US-Dollar. Aus demselben Grund halten russische Businessman Euro-Banknoten. Was sich inzwischen geändert hat, ist, dass die Opportunitätskosten der Bargeldhaltung wegen der nominalen Zinsen nahe Null dahin verschwunden sind.

Dieses Phänomen war laut Krugman in den 1990er Jahren in Japan zu beobachten. Japanische Ökonomen machten damals den Witz, dass der einzig gute Verkauf  unter dauerhaften Gütern die Safes gewesen sind. Als die japanische Wirtschaft in die Liquiditätsfalle rutschte, nahm der Notenumlauf stark zu.



Japan Noten im Umlauf im Verhältnis zum BIP, Graph: Prof. Paul Krugman


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