Dienstag, 23. Juli 2013

Geldaggregate in der Schweiz im Sog der Euro-Krise

Die Geldmenge M3 ist in der Schweiz im Juni mit 11,6% stärker gewachsen als im Mai mit 9,7%. Das ist die höchste Wachstumsrate seit 1988. Das starke Wachstum der Geldaggregate (M1, M2 und M3) zeigt, wie die expansive Geldpolitik vonstatten geht. Die Geldaggregate erfassen die Geldmenge in den Händen der privaten Haushalte und Unternehmen.

Die aktuellen Daten im vergangenen Monat reflektieren auch die Vergabe einer Banklizenz an die Postfinance AG. Seit Juni fliessen nämlich auch die Spareinlagen bei der Postfinance in die Berechnung der weit definierten Geldaggregate, wie die ZKB in DMO berichtet.

Das beschleunigte Wachstum von M3 ist aber in erster Linie auf die Ausweitung der Notenbankgeldmenge (d.h. Notenumlauf + Giroguthaben der Banken bei der SNB) zurückzuführen.

Die SNB hat in den vergangenen Monaten Devisen am Markt gekauft, um den Mindestkurs von 1,20 CHF pro EUR durchzusetzen. Mit der starken Ausdehnung der Giroguthaben der Banken bei der SNB ist die Notenbankgeldmenge (monetary base) seit dem Ausbruch der Euro-Krise aussergewöhnlich kräftig gestiegen. Der stetige Anstieg der Geldaggregate widerspiegelt aber im Wesentlichen die historisch niedrigen Zinssätze. Aus dieser Entwicklung geht keine Gefahr für die Preisstabilität in der Schweiz aus.



Schweiz: Geldmengen, Graph: SNB in: Quartalsheft 2/2013


Ein Anstieg der Notenbankgeldmenge in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft führt nicht automatisch zu einem Anstieg der Inflation. Da die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, d.h. die nominalen Zinsen liegen nahe null (zero lower bound), geht die Notenbank dazu über, eine unkonventionelle Geldpolitik zu betreiben, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln, zumal die Produktionslücke (output gap)  in der Schweiz nach wie vor weit geöffnet bleibt. Die anhand des Produktionsfunktionsansatzes geschätzte Produktionslücke belief sich im ersten Quartal 2013 auf -1,3%.


Schweiz: Hypothekarforderungen und überige Kredite, Graph: SNB in: Quartalsheft 2/2013

Die Hypothekarkredite, die vier Fünftel der gesamten Bankkredite ausmachen, lagen im ersten Quartal um 4,5% über dem Stand vor Jahresfrist.


Nur die Anhänger der Zombie Economics prognostizieren in einer postmodernen Rezession (Nachfrageausfall und hohe Arbeitslosigkeit) eine Inflation, die durch die Decke schiesst, weil die Notenbank die Geldbasis erhöht, um die Nachfrage zu beleben.

Exkurs:

Das Wachstum der Geld- und Kreditaggregate  zeigt, dass die Übertragung geldpolitischer Impulse auf die Wirtschaft gut funktioniert, schreibt die SNB im Quartalsheft 2/2013 Juni.

M1= Bargeldumlauf + Sichteinlagen + Transaktionskonti
M2= M1 + Spareinlagen
M3= M2 + Termineinlagen.

Notenbankgeldmenge (monetary base)= Noten im Umlauf + Giroguthaben der Banken bei der Notenbank.

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