Montag, 22. Juli 2013

Der getrimmte Mittelwert in der Schweiz ist wieder über Null

Der getrimmte Mittelwert (TM15) hat im Juni zum ersten Mal seit Ende 2011 einen Wert leicht über der Nullmarke verbucht: +0,1%.

Der knappe Anstieg über null hat wahrscheinlich damit zu tun, dass die jährliche Teuerung der Inlandskomponente der LIK (Landesindex der Konsumentenpreise) im Mai leicht angestiegen ist. Die LIK-Teuerung bleibt nach wie vor negativ.

Der TM15 schliesst jeden Monat die vom Verbraucherpreisindex erfassten Güter mit den extremsten Preisveränderungsrate aus: je 15% an beiden Enden der Verteilung.

Die von der SNB berechneten Kerninflationsraten zeigen dennoch einen historisch tiefen Inflationstrend an.



Schweiz: Kerninflation und TM15 (der getrimmte Mittelwert), Graph: ACEMAXX-ANALYTICS

Es gibt Argumente, die ständig wiederholt werden, dass das Konzept „Kerninflation“ absurd sei, weil man auch für die Lebensmittel und z.B. Gas Geld ausgebe, die, was die Messung der Inflation betrifft, auch mit berücksichtigt werden müssten.

Die Idee, die hinter dem Ansatz Kerninflation und TM15 steht, ist nicht, damit die Lebenshaltungskosten zu messen, sondern die Trägheit der Inflation (inertia). Die diversen Messgrössen (median inflation, trimmed mean inflation etc.) für die Kerninflation werden nicht angewendet, um die Anpassungen für die Lebenshaltungskosten z.B. für die Social Security zu berechnen. Dafür wird der Konsumentenpreisindex (CPI) herangezogen.

Einige Preise schwanken in der Wirtschaft im Angesicht von Angebot und Nachfrage stark, wie z.B. die Preise für Nahrungmittel- und Treibstoffe. Andere Preise sind aber nicht so volatil, weil sie z.B. von oligopolistischen Unternehmen oder durch Verhandlungen in langfristigen Verträgen festgehalten und daher in längeren Abständen (von Monaten oder Jahren) überarbeitet werden. Siehe Löhne. Diese weniger flexiblen Preise werden nicht sehr oft revidiert.

Wenn sich die Inflation aber einmal einbettet, wird es schwierig, diesen Effekt der Antizipation der künftigen Inflationsentwicklung wieder loszuwerden. Übrigens gilt das auch für die Deflation. In der realen Wirtschaft verhalten sich aber nur einige Güter so, andere  nicht, weil sie mit Angebot und Nachfrage stark schwanken und dadurch keine Trägheit der Inflation zeigen. Daher bedarf es eines Mittels, um die „feinen Störfaktoren“ (signal from the noise) herauszunehmen, um den trägen Teil der Inflation zu beobachten. Die Standardmessung macht dies durch den Ausschuss der offensichtlich nicht-trägen Preisen (Nahrungsmittel und Energie). 

Da die Standard-Messgrössen in letzter Zeit gewisse Unregelmässigkeit ausweisen, ist es vorteilhaft, sich an  Median Inflation und Trimmed Mean Inflation zu wenden, welche die Preise, die in einem Monat stark schwanken, nicht mit berücksichtigen.

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