Mittwoch, 5. Juni 2013

Warum die Kritik an der Fed weit gefehlt ist

Martin Wolf befasst sich in seiner lesenswerten Kolumne („America owes a lot to Bernanke“) in Financial Times (FT) heute mit der in der letzten Zeit zunehmenden scharfen Kritik für die aggressive Geldpolitik der US-Notenbank. Hätte die Fed in den letzten sechs Jahren nicht so gehandelt, hätten die Menschen eine zweite Great Depression erlitten, bemerkt der Chefökonom der britischen Zeitung. 

Die Fed ist nicht nur für die Umsetzung der Geldpolitik verantwortlich. Sie hat auch eine öffentliche Aufgabe, für die wirtschaftliche Stabilität zu sorgen. Die Fed muss also eine Kernschmelze der Volkswirtschaft z.B. verursacht durch eine durch Kredit angetriebene Instablität à la Minsky-Moment unterbinden. Genau wie die Schweizerische Nationalbank (SNB), die nicht nur die Preisstabilität zu gewährleisten hat, sondern dabei auch der konjunkturellen Entwicklung Rechnung tragen muss.

Warum ist die Kritik an die Fed so weit gefehlt? Wolf erklärt, dass die Finanzkrise die Geldschöpfung gestört hat, wofür die Banken i.d.R. verantwortlich sind. Während der Ausweitung der Bilanzsumme der Notenbanken grosse Aufmerksamkeit geschenkt werde, werden die breiten Geldaggregate, welche das Geld in der Hand der Öffentlichkeit messen, vernachlässigt, hebt Wolf hervor. Das Wachstum der breiten Geldmenge (broad money) hängt von der Bereitschaft der Banken, mehr Geld (Darlehen) zu verleihen, was nach dem Ausbruch der Finanzkrise zum Erliegen gekommen ist.

Dazu eignet sich das sog. divisia broad money“. Nach Schätzungen der Center for Financial Stability in New York zeigt diese Messgrösse, dass die Geldmenge im April 2013 lediglich um 0,7% höher lag als im Oktober 2008, obwohl die Bilanz der Fed sich kräftig ausgeweitet hat.

Eine weitere Antwort auf die Kritik an der Fed ist, dass die Finanzkrise von 2008 mit fallen Hauspreisen einherging, was einen Schuldenabbau (deleveraging) unter Finanzinstituten und privaten Haushalten ausgelöst hat. Es bedurfte daher starker geld- und fiskalpolitischen Massnahmen, um die kontraktive Kräfte auszugleichen. Da der Fiscal Stimulus aber frühzeitig zurückgezogen wurde, entfiel die ganze Last auf die Schultern der Fed. Im Angesicht der bereits nahe null liegenden Zinsen (zero lower bound) hat die Fed mengenmässige Lockerung der Geldpolitik betreiben müssen.

Aussergewöhnliche Zeiten erfordern aussergewöhnliche Massnahmen. Aus diesem Grund hat die SNB im Rahmen ihrer QE-Politik (QE: quantitative easing) einen Mindestkurs für den CHF pro EUR festgelegt. 

Den Kritikern fehlt es entweder an Vorstellung oder es ist ihnen gleichgültig, was mit der Wirtschaft und den Bürgern passiert wäre, wenn die Fed auf ihren Händen gesessen hätte, fasst Wolf als Fazit zusammen. Dies bedeutet aber nicht, dass die Rückkehr der Normalisierung leicht sein wird. Der Anstieg der Renditen der US-Staatsanleihen deutet aber darauf hin, dass die Wirtschaft sich allmählich erholt.

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