Freitag, 21. Juni 2013

Nachfrageschwäche und wie die Wirtschaft sich verändert

Eine Lektion aus den jüngsten wirtschaftlichen Schwierigkeiten war die Nützlichkeit der Geschichte. Doch Volkswirtschaften ändern sich im Verlauf der Zeit und manchmal in grundlegender Art und Weise, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne (“Profits without production”) am Freitag in NYTimes.

Was ist nun anders über Amerika im 21. Jahrhundert? Die wichtigste Antwort ist die wachsende Bedeutung von Monopoleinkünften (monopol rents): Gewinne, die den Wert der Marktbeherrschung widerspiegeln, erklärt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor. Man soll sich mal die Unterschiede näher ansehen, zwischen General Motors in den 1950er und 1960er Jahren und Apple heute.

Offensichtlich hatte GM in seiner Blütezeit viel Marktmacht. Dennoch kam der Wert des Unternehmens weitgehend aus seiner Leistungsfähigkeit: es besass Hunderte von Fabriken und beschäftigte rund 1% der gesamten (nicht-landwirtschaftlichen) Arbeitskräfte in den USA.

Apple hingegen scheint kaum an die materielle Welt gebunden. Es beschäftigt weniger als 0,05% der amerikanischen Arbeitskräfte. Zu einem grossen Teil ist der Preis, den man für ein iWas-auch-immer zahlt, von den Kosten der Herstellung dieses Geräts abgekoppelt. Apple stellt in Rechnung, was der Datenverkehr trägt. Und der Datenverkehr trägt eine Menge.

Krugman will hier kein moralisches Urteil vortragen. Man kann argumentieren, dass Apple seine besondere Stellung verdient hat, obwohl Krugman sich nicht sicher ist, wie viel man eine ähnliche Behauptung in Bezug auf die Finanzbranche aufstellen würde. Das Rätsel ist: Die Gewinne sind hoch. Die Fremdkapitalkosten sind niedrig. Warum sehen wir keinen Boom bei Unternehmensinvestitionen?

Nun, es gibt kein Rätsel hier, wenn die Gewinne die Monopolrente reflektieren, nicht die Erträge an Investitionen. Denn ein Monopolist kann immerhin als hochprofitabel keinen Grund sehen, seine Produktionskapazität zu erweitern.

Man könnte vermuten, dass dies für die Wirtschaft im Allgemeinen nicht gut ist. Und da hätte man recht damit. Wenn Haushaltseinkommen und damit die Ausgaben der privaten Haushalte eingeschränkt werden, weil der Anteil der Arbeit am Einkommen immer kleiner wird, während Unternehmen trotz steigender Profite weniger Anreiz spüren, zu investieren, hat man ein Rezept für die anhaltend gedrückte Nachfrage. Krugman denkt nicht, dass dies nur der einzige Grund für die schwache Erholung der Wirtschaft ist. Die schwache Erholung nach einer Finanzkrise ist nicht ungewöhnlich. Aber es ist wahrscheinlich  ein entscheidender Faktor.

Nur um klar zu sein, unterstreicht Krugman, dass nichts davon, was er hier sagt, die Lehren aus der Geschichte irrelevant macht. Insbesondere die Ausweitung der Abkopplung zwischen Profiten und Produktion ist kein Argument dafür, die lockere Geldpolitik und expansive Fiskalpolitik über Bord zu werfen, solange die Wirtschaft schwer angeschlagen ist. Aber die Wirtschaft verändert sich und in den nächsten Wochen will Krugman dazu mehr erklären, was es für die Wirtschaftspolitik bedeutet.

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