Montag, 17. Juni 2013

Was bedeutet der Renditeanstieg am Anleihemarkt?

Die Erwartung, dass die Fed demnächst damit beginnen würde, die Ankäufe von Staatsanleihen am offenen Markt zurückzufahren (tapering), hängt zur Zeit wie Damoklesschwert über dem Bond-Markt.

Die Rendite der US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit ist seit Mai um 56 Basispunkte gestiegen, während die Breakeven-Sätze (Inflationserwartungen) stark gesunken sind. Der Anstieg der Realsätze deuten i.d.R. auf Normalisierung in der Wirtschaft hin, wie Gavyn Davies in seiner Kolumne („What the bond market is telling the Fed“)  in FT hervorhebt.

Was eine Herausforderung darstellt, ist jedoch der Rückgang der Inflationserwartungen. Der von der Fed bevorzugt beobachtete core PCE Index ist im April auf 1,0% gefallen, was im Hinblick auf Deflation Alarm auslösen müsste. Doch abgesehen von James Bullard hat bisher kein geldpolitischer Entscheidungsträger Bedenken zum Ausdruck gebracht.

Eine weitere beunruhigende Nachricht aus dem Anleihemarkt ist, inwiefern der Anstieg der Renditen von dem Anstieg der erwarteten kurzfristigen Zinsen getragen wird statt von der Laufzeitprämie: mehr von kurzfristigen Zinsen als von Laufzeitprämie (term premium).

Das ist laut Davies bestimmt nicht im Sinne der Fed, die neulich vor „tapering“ gewarnt  hat, da der Markt damit den ersten erwarteten Anstieg der kurzfristigen Zinsen mit Bezug auf die Fed Funds Rates vorzieht. Mit anderen Worten sieht es heute so aus, wie wenn die Marktteilnehmer die erste Zinserhöhung Mitte 2014 erwarten würden statt wie bisher Mitte 2015. Das heisst viel früher als Ben Bernanke es vorhat.

Andererseits denken Ökonomen an der Wall Street einer jüngsten Umfrage von WSJ zufolge, dass der Anstieg der Renditen nicht mit Bedenken in Bezug auf die Inflation oder das Haushaltsdefizit zu tun hat, sondern mit der Wahrnehmung, dass die Fed ihre Anleihekäufe in Höhe von 85 Mrd. $ im Monat verringern werde. Die befragten 40 Volkswirte sagen zweitens, dass der Anstieg der Renditen auf eine Erholung der Wirtschaft hindeute, d.h. konjunkturelle Erhellung.

Während also darüber diskutiert wird, ob der Anleihemarkt der US-Notenbank vorauseilt, steigt die Erwartungshaltung vom nächsten Auftritt des Fed-Präsidenten Ben Bernanke am kommenden Mittwoch. 

Schliesslich hat Fed-Chef Ben Bernanke selbst gesagt, dass er die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (QE-Policy) erst zu Ende führen werde, wenn die Arbeitslosenquote auf 6,5% fällt. Die Beendigung der Anleihekäufe durch die Fed bedeutet im Grunde genommen nicht die erste Zinserhöhung. Dennoch scheint die Ertragskurve (yield curve) die Erwartung der Anleihehändler bereits zu antizipieren.

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