Sonntag, 2. Juni 2013

Geldbasis ≠ Geldmenge

Wenn die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (d.h. QE: quantitative easing) beschrieben wird, ist öfters zu hören, dass die Fed Geld druckt. Die Fed kauft schliesslich Wertschriften im Wert von 2‘000 Mrd. $ auf. Wie werden die Käufe aber bezahlt?

Die Fed schreibt dem Konto der einschlägigen Bank, die die Wertschriften an die Fed verkauft, den entsprechenden Betrag dem Konto (deposit accounts) der Bank bei der Fed gut, und zwar elektronisch. Es handelt sich also um elektronische Einträge. Es sind die Reserven, die die Geschäftsbanken bei der Fed unterhalten.

Kauft die Fed Wertpapiere (US Staatsanleihen und Hypothekenbonds der staatlichen Finanzierungsgesellschaften) an, erhöht sie den Kontostand der betreffenden Banken, die die Papiere verkaufen, dementsprechend. Die Fed druckt also kein Geld.

Wie man auf der Bilanz der Fed sieht, ändert sich die Menge an Noten im Umlauf nicht. Auf der Passivseite der Bilanz der Fed steigen die Reserven der Banken. Es sind Verbindlichkeiten der Fed und Vermögenswerte der Banken. Diese elektronische Einträge haben keinen Einfluss auf die breitere Geldmenge (money supply). Sie sind Teil dessen, was als Notenbankgeldmenge (Geldbasis, d.h. monetary base) genannt wird. Und sie sind keineswegs Bargeld (cash).

In diesem Zusammenhang erklärt John Aziz in einem kürzlich erschienenen Artikel in The Week den Unterschied zwischen der Geldbasis und der Geldmenge. Während die Notenbankgeldmenge massiv gestiegen ist, hat sich die Geldmenge verhalten entwickelt.


Notenbankgeldmenge (monetary base), Graph: FRED, Fed St. Louis

Banknoten und Münzen repräsentieren die greifbare Art von Dollar. Es gibt aber viele andere Arten von Dingen, die als „Dollars“ gelten, welche für den Austausch verwendet werden: z.B. Kredite. Die Banken schaffen Kredit durch das fractional reserve banking system. Die Banken können bis zu einem bestimmten (gesetzlichen) Ausmass der Reserven, die sie halten, Kredit schöpfen.



Schatten Banken System (shadow banking system), Graph: Fed St. Louis

Aziz zeigt anhand von interessanten Abbildungen, dass die Notenbankgeldmenge (Giroguthaben der Geschäftsbanken bei der Fed und Noten im Umlauf) sich im Verlauf der Finanzkrise verdreifacht hat, während die Geldmenge M2 nicht annähernd so stark gestiegen ist. Aber selbst M2 umfasst nicht die gesamte Geldmenge (money supply). 

Es gibt nämlich ein Schatten Banken System (shadow banking system), wo auch eine Kreditschöpfung stattfindet. Im Schatten Banken System wird Kredit mittels Verbriefung (securitization) geschaffen. Es ist ein Verfahren, wo auf Schulden basierende Vermögenswerte (wie z.B. Hypotheken, Kreditkartenschulden, Auto-Kredite usw.) zusammen gepoolt und verkauft werden. Kreditschöpfung findet auch via Repo-Geschäfte statt, wo Vermögenswerte einem Kreditgeber als Sicherheit (collateral) verpfändet werden.



US Geldmenge (M4), Graph: John Aziz via Prof. Steve Hanke


Die Fed kontrolliert also nicht die gesamte Geldmenge. Aziz‘ Fazit ist, dass die Geldmenge trotz QE-Politik der Fed geschrumpft ist, weil die Kreditschöpfung im Sog der Finanzkrise zum Erliegen gekommen ist. Die neue Geldbasis ersetzt sozusagen die Kreditschöpfung im Schatten Banken System. Da die Fed mehr und mehr Vermögenswerte aufkauft, verbleiben im System immer weniger sichere und liquide Papiere, die als Sicherheit (collateral) für die Kreditschöpfung eingesetzt werden können. Ist es das Ziel der Fed, hat die Fed mit der QE-Politik Erfolg. Die „neue“ Geldbasis hat aber diese Schrumpfung allem Anschein nach noch nicht wett gemacht.

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