Donnerstag, 6. Juni 2013

Fed und die Frage der Ungleichheit im Sog der Rezession

Eine herausfordernde Frage, die in diesen Tagen aufgeworfen wird, lautet, ob die Fed hinter dem Wachstum der Ungleichheit nach der Rezession steht. Autoren wie Neil Irwin und Robert Frank haben sich dazu ausführlich geäussert.

Annie Lowrey schreibt in einem lesenswerten Artikel („The Fed and Inequality“) in NYTimes, dass die Ungleichheit in Bezug auf Einkommen und Vermögen seit der Rezession gestiegen ist. Emmanuel Saez, University of California, Berkeley hält in einer Forschungsarbeit fest, dass all die Einkommenszuwächse in den ersten Jahren der Erholung der Wirtschaft auf die oberste 1% der Verdiener entfallen ist.

Das Einkommen (income) der 1% Prozent sei um 11,2% gestiegen, während das Einkommen der 99% Prozent um rund 0,4% gesunken ist. Schaut man sich das Vermögen (wealth) an, ergibt sich ein ähnliches Bild. Unter Vermögen versteht man hier den Wert der Vermögenswerte von Familien. Das heisst: Haus + Sparkonto – Schulden wie z.B. Hypotheken und Kreditkarten. Das PewResearch Center hat herausgefunden, dass das Vermögen der reichsten 7% der Haushalte von 2009 bis 2011um rund 28% geklettert ist, während das Vermögen der restlichen 93% um rund 4% gesunken ist.

Eine Studie der Fed San Francisco schätzt, dass die Fed mit ihrer aggressiven Geldpolitik die Arbeitslosigkeit um 1,5% verringert und im Wesentlichen das Wachstum der Wirtschaft unterstützt hat. Hat die Fed also die Wirtschaft angekurbelt und zugleich die Ungleichheit gestützt?



Ungleiche Erholung, Graph: Pew Research, April 2013

Der eine Faktor ist, dass viele Finanzexperten die Fed-Politik als eine treibende Kraft hinter dem starken Anstieg der Aktienkurse betrachten. Der Dow Jones Index hat sich seit dem Tiefstand der Krise mehr als verdoppelt. Solche Kursanstiege tragen dazu bei, dass das Netto-Vermögen der Hälfte der Amerikaner, die Aktien besitzen, wächst. Nach einer Analyse von Edward Wolff, New York University hat die reichste 10% der amerikanischen Haushalte mehr gemessen am Wert als 81% der Aktien.

Der andere Faktor ist die Erholung auf dem Immobilienmarkt. Die Fed kauft pro Monat Wertschriften, die mit Hypotheken besichert sind, im Wert von 40 Mrd. $. Dadurch werden die Hypo-Zinsen gedrückt, was es den Kauf von Immobilien für Familien erleichtert. Wegen der angespannten Situation an den Kreditmärkten kommen jedoch meistens die Reichen in den Genuss von Mitnahmeeffekt (windfall): Familien mit genug Cash sind eher in der Lage, die Kredit-Standards zu erfüllen.

Experten sind sich jedoch im allgemeinen uneinig über den Verteilungseffekt durch die Fed-Politik.  Auch wenn die Fed eine gewisse Ungleichheit in Bezug auf das Vermögen durch die Aktien- und Häusermärkte ausgelöst hat, dürfte es sich nicht um das vollständige Bild handeln. Wie viel hat die Fed zum Anstieg der Aktien und wie viel zur Erholung des Immobilienmarktes beigetragen? Im Fall der Aktienmärkte scheinen die Unternehmensgewinne der wichtigste Faktor zu sein. Die Fed kann schliesslich auch dazu beigetragen haben, durch die Senkung der Arbeitslosigkeit die Einkommensungleichheit etwas zu entspannen. Die Fed kann also einen weiteren Rückgang der Löhne am unteren Ende etwas unterbunden haben. 

Sarah Bloom Raskin, eine Fed Gouverneurin von New York sagt, dass die Ungleichheit die wirtschaftliche Stärke des Landes untergrabe. Sie sei überzeugt, dass die Menschen mit unteren und mittleren Einkommen von der schlimmen Rezession hart betroffen sind. Die Fed gehe die Ungleichheit nicht direkt an. Aber die US-Notenbank müsse sich mehr anstrengen, die Rezession zu verstehen und die Politik so zu gestalten, dass das Tempo der wirtschaftlichen Erholung erhöht wird.

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