Donnerstag, 6. Juni 2013

IWF: Es gibt keine expansive Austerität

Der Internationale Währungsfonds (IWF) übt Selbstkritik. In einem gestern vorgelegten Papier über die Griechenland-Hilfen räumt der IWF zunächst ein, nicht früh erkannt zu haben, dass Griechendland seine Schulden nicht in vollem Umfang bedienen konnte. Dann wird im Bericht hervorgehoben, dass der wirtschaftliche Schaden durch die Austeritätspolitik gewaltig unterschätzt wurde.

Der Plan der Troika war eindeutig nicht realistisch. Daraus folgt, dass Paul Krugman mit seiner Einschätzung von Anfang an Recht hatte. Keynesianer hatten davor gewarnt, dass die Multiplikatoren in Krisenzeiten, wenn die Wirtschaft schwer angeschlagen ist, kräftiger zur Entfaltung kommen als sonst in normalen Zeiten.

Alles in allem war der IWF besser daran als der Rest der Troika, bemerkt Krugman in seinem Blog dazu. Vor allem ist die EU mit ihrer Phantasie von „expansionary austerity“ kläglich gescheitert.


Griechenland, Löhne und Gehälter versus Arbeitslosigkeit, Graph: IMF, June 2013 in: “Greece: Ex Post Evaluation of Exceptional Access under the 2010 Stand-By Arrangement”
Das ist die Entwicklung der sog. "internal devaluation" via Austerität

Was hätte aber anders gemacht werden können und/oder sollen? Der IWF-Bericht nimmt mehr oder weniger zur Kenntnis, dass der Schaden wesentlich kleiner gewesen wäre, wenn im voraus ein grosser Schuldenerlass erfolgt hätte. Krugman meint, dass der IWF aber damit die Vorstellung nicht berücksichtige, dass für eine allmähliche Anpassung (der Preise und Kosten) keine Finanzierung verfügbar gewesen wäre.


Griechenland - Lohnstückkosten (ULC) im Vergleich, Graph: IMF, June 2013 in: “Greece: Ex Post Evaluation of Exceptional Access under the 2010 Stand-By Arrangement”

Wenn der IWF aber zugibt, dass 2010 die Möglichkeit des Schuldenerlasses bestand, warum ist es nicht denkbar, dass die EZB von Anfang an damit begonnen hat, die Staatsanleihen im Euro-Raum zu stützen? Warum hat die EZB so lange gewartet, bis sie das OMT-Programm erst im Vorjahr vorgestellt hat? Krugman hält es daher für möglich, dass die Griechenland-Hilfe mit einer Schuldenabschreibung hätte beginnen können.


Verlauf der Rendite der griechischen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit, Graph: IMF, June 2013 in: “Greece: Ex Post Evaluation of Exceptional Access under the 2010 Stand-By Arrangement”

War der Versuch es aber wert, Griechenland in der Euro-Zone zu halten? „Grexit“ wäre laut Krugman hässlich ausgegangen, was auch heute noch gilt. Aber wie ist es im Hinblick auf den Vergleich, dass das Land im Euro geblieben ist?

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