Dienstag, 18. Juni 2013

Negativzinsen für Einlagen der Banken bei der EZB

Der Satz für die Einlagefazilität der EZB liegt derzeit bei null Prozent. Das heisst, dass die Banken, die bei der EZB via deposit facility Geld parken, keinen Zins bekommen. Seit Wochen steht die Möglichkeit der Einführung negativer Zinsen auf die Einlagen der Geschäftsbanken zur Diskussion. Die Hoffnung beruht darauf, die Banken durch die negative Verzinsung der Einlagen bei der EZB zur Kreditvergabe zu animieren. Die Einlagen der Banken bei der EZB belaufen sich zur Zeit auf rund 90 Mrd. Euro.

Da die bisherigen Erfahrungen in anderen Ländern nicht ganz eindeutig sind, lohnt es sich, einen Blick auf eine von Elga Bartsch, Morgan Stanley gestern vorgelegten Forschungsarbeit, wo die Auswirkungen von Negativzinsen analysiert werden, zu werfen.

In den Geldmärkten würde der EONIA Satz (der Tagesgeldsatz, zu dem die Banken einander über Nacht – unbesichert- Geld leihen) ins Negative fallen. Papiere mit kurzen Laufzeiten aus Deutschland oder anderen Kern-Ländern würden möglicherweise auch zu negativen Sätzen gehandelt. Der Euribor und der Einlagesatz für Einzelkunden würden aber wahrscheinlich nicht unter die Null-Marke sinken.

Die Liquidität im Markt dürfte schrumpfen. Da die Zinsen nahe Null-Grenze (zero lower bound) liegen, ist seit geraumer Zeit zu beobachten, dass einige Geldmarkt-Fonds geschlossen werden. Die japanische Erfahrung deutet darauf hin, dass die Liquidität v.a. am kurzen Ende der Ertragskurve zurückgehen dürfte.

Es ist nicht zu erwarten, dass die Negativzinsen die grenzüberschreitende Kreditvergabe in der Eurozone ankurbeln würde. Morgan Stanley Analysten befürchten sogar dadurch eine „Balkanisierung“ des europäischen Banken-Sektors.

Es ist schwer zu schätzen, ob die Verzinsung der Kreditvergabe der Banken an andere Banken oder an Nicht-Finanz-Unternehmen ins Negative fallen würde. Was aber zu erwarten ist, dass eine Umschichtung in Papiere aus der Peripherie der Eurozone stattfinden könnte.

Die Banken und Versicherungsgesellschaften dürften möglicherweise einen gewissen Druck im Hinblick auf die Generierung von Einnahmen im Kreditgeschäft spüren.

Fazit: In der EZB gibt es grundsätzliche Vorbehalte gegen eine negative Verzinsung der Einlagen der Banken. In der Schweiz hat die SNB das Instrument „Strafzins“ nicht ausgeschlossen.

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