Freitag, 1. April 2011

Fed vor der Wahl: Inflation oder Arbeitslosigkeit

Die Fed hat eine schwierige Aufgabe vor sich. Sobald die Wirtschaft sich robust zu erholen beginnt, muss die Fed die von ihr getroffenen Massnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft genau im richtigen Tempo abwickeln, schreibt Mark Thoma in einem lesenswerten Essay („Inflation vs. Jobs: Fed’s Move Can Seal Its Fate“) in The Fiscal Times. Strafft die Fed den geldpolitischen Kurs zu früh, kann sie die Erholung der Konjunktur und der Arbeitsmärkte abbremsen. Wartet sie zu lange, wäre Inflation das Ergebnis, beschreibt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor. Um alles noch schlimmer zu machen: Wenn die Inflation zu einem Problem wird, während die Arbeitslosigkeit noch hoch verläuft, wird die Fed entscheiden müssen, welches Problem sie bekämpfen soll. Die Fed ist sich dieser Gefahren bewusst und hat deswegen neulich angekündigt, viermal jährlich Pressekonferenzen abzuhalten, um ihre geldpolitische Entscheidungen zu erklären. Der Faktor, der der Fed den meisten Schaden anrichten kann, ist die hohe und anhaltende Arbeitslosigkeit. Aber die Inflation stellt für die Fed die grössere Sorge dar, ergänzt Thoma.

Warum ist aber die Fed mehr um die Inflation als um die Beschäftigung besorgt? Aus vier Gründen, schildert Thoma:

(1) Der kürzlich beobachtete Aufwärtsknick der Kerninflation veranlasst Inflationsfalken im Kongress und anderswo, ihre Hände mit Sorge zu ringen. Angesichts der angekratzten Glaubwürdigkeit der Notenbank im Sog der Krise warten Kritiker wie z.B. Ron Paul auf der Lauer, zu zuschlagen.

(2) Die modernen makroökonomischen Modelle, die die Fed zur Orientierung verwendet, haben eine Eigenschaft inne, die als Taylor-Prinzip bekannt ist. Diesem Ansatz zufolge hat die Fed auf die Inflation viel aggressiver zu reagieren als auf die Arbeitslosigkeit.

(3) Wenn die Beschäftigung sich langsam erholt, kann die Fed auf andere Dinge verweisen wie z.B. strukturelle Probleme in der Wirtschaft, die Schwierigkeiten bei der Genesung der Bilanz-Rezessionen, die Probleme in Japan oder im Nahen Osten, im internationalen Wettbewerb, die Technologie usw. Während der kurzfristige Anstieg der Inflation auf Faktoren wie Öl- und Nahrungsmittelpreise zurückgeführt werden kann, ist es nicht leicht, Sündenböcke für hohe und anhaltenden Inflation zu finden.

(4) Die Fed ist andererseits entschlossen, die Schulden nicht zu monetarisieren und die Inflation zu riskieren, auch wenn das heisst, die Zinsen zu erhöhen, bevor die Beschäftigung sich vollständig erholt hat.

Fazit: Wenn die Fed eine Wahl zu treffen hat, wie sich die Notwendigkeit ergibt, wird sie sich entscheiden, in erster Linie die Inflation zu bekämpfen. Die Probleme in Beschäftigung werden in den Hintergrund verschoben, hält Thoma als Fazit fest. Er hält zwar die Sorgen um die Inflation für übertrieben, aber er legt nahe, dass die Inflationsfalken gegenwärtig die Oberhand haben.


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