Dienstag, 19. April 2011

Euro-Banknoten und Greshamsches Gesetz

Ist ein Euro in einer irischen Bank in Dublin oder in einer portugiesischen Bank in Lissabon so sicher wie ein Euro in einer deutschen Bank in Berlin? Das ist die Frage, die Tyler Cowen in einem Artikel („Euro vs. Invasion of the Zombie Banks“) in NYT am vergangenen Sonntag aufgeworfen hat. Die scheinbar einfache Frage ist der Schlüssel zum Verständnis, warum die Eurozone sich abspalten und eine neue Finanzkrise hervorbringen kann, bemerkt der an der George Mason University lehrende Wirtschaftsprofessor. In Irland gab es einen „silent Bank-Run“ (stillen Ansturm auf Banken) auf die Finanzinstitute für einen Grossteil im vergangenen Jahr, schildert Cowen. Im Februar seien beispielsweise die Einlagen der irischen Privatwirtschaft mit einer jährlichen Rate von 9,8% gesunken, weil einige Anleger das Engagement der irischen Regierung am Euro bezweifeln, legt Cowen dar. Die Anleger befürchten, eines Morgens aufzustehen und gegenüber eingefrorenen Konten gegenüberzusehen, wobei ihre Euro-Einlagen in eine weniger wertvolle neue irische Währung umgewandelt würden. Cowens Schilderung erinnert David Beckworth an eine von Telegraph im Juni 2008 vorgetragene Geschichte, wonach die Deutschen die Euro-Banknoten aus Deutschland horten und die Euro-Scheine aus Südeuropa abladen.

Beckworth verweist vor diesem Hintergrund auf einen Beitrag in seinem Blog im Sommer 2008. Die deutschen Banken haben damals von einem merkwürdigen Verhalten ihrer Kundschaft berichtet. Die Kunden wünschten sich bei den Banken, Bargeld nach Auslese abzuheben und die Scheine aus den südlichen Staaten gegen deutsche Banknoten auszutauschen.

Jedes EU-Land druckt seine eigenen Banknoten nach seinem wirtschaftlichen Gewicht, unter strengen Richtlinien der EZB. Die deutschen Banknoten haben ein „X“ am Anfang der Seriennummern, die zeigen, dass sie aus der Bundesdruckerei in Berlin stammen. Die italenischen Euro-Scheine haben ein „S“ (Instituto Poligrafico) und die spanischen ein „V“ (Fabrica Nacional de Moneda) usw.

PS: Hier ist der Link zu David Beckworths Beitrag „Der Reservestatus des US-Dollars und Greshamsches Gesetz“.

PPS: Greshamsches Gesetz ist ein Lehrsatz, wonach „schlechtes Geld das gute Geld (aus dem Umlauf) verdrängt“. Das Geld gilt daher nicht nur als Tauschmittel, sondern es besitzt auch einen eigenen Warenwert.

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