Dienstag, 12. April 2011

Einfluss der Rohstoffpreise auf die Geldpolitik

Rohstoffe werden teurer. Die Rohstoffpreisentwicklung rückt nun wegen der möglichen Auswirkungen auf die Inflation und die Geldpolitik allmählich in den Blickpunkt des allgemeinen Interesses. Höhere Preise für Nahrungsmittel und Energie kommen letztendlich im weitesten Sinne in den Messgrössen der Verbraucherpreisinflation wie CPI an, schreiben Charles L. Evans und Jonas D. M. Fisher in der gestern vorgelegten Ausgabe des Chicago Fed Letter. Seit Mitte der 1980er Jahre haben jedoch der starke Anstieg und der Rückgang der Rohstoffpreise wenig, wenn überhaupt, Einfluss auf die Kerninflation, bemerken die Notenbanker. Die bescheidene Abhängigkeit der Geldpolitik von den Energie- und anderen Rohstoffpreisen, die die Analyse von Evans und Fisher impliziert, ist nicht verwunderlich. Der Anteil der festen Kosten, die auf Energie und Rohstoffe entfallen, ist nicht gross und in der Tat im Verlauf der Zeit rückgängig, zumindest im Fall von Ölpreisanstiegen, die das Wirtschaftswachstum verlangsamen, auch ohne dass die Geldpolitik mit Zinserhöhungen darauf reagieren würde.


Bisherige Geldpolitik und Rohstoffpreise, Graph: Charles L. Evans & Jonas D. M. Fisher, Chicago Fed Letter

Die Abbildung zeigt den tatsächlichen Pfad des Fed Funds Rates (FFR) seit 2005 (die blaue Linie) entlang der mit den vorhergesagten Werten der Schätzungen im Hinblick auf die Nach-Volcker-Geldpolitik-Regel für das Jahr 2009 (die schwarze Linie) und einer Version dieser Politik, die die Rohstoffpreise ausschliesst (die hellblaue Linie).

Natürlich, wenn Rohstoff- und Energiepreise zu einer allgemeinen Erwartung eines grösseren Anstiegs der Inflation führen würden, wäre eine wesentliche Zinserhöhung gerechtfertigt, so Evans und Fisher. Aber, vorausgesetzt, dass die Zentralbank ein allgemein hohes Mass an Glaubwürdigkeit geniesst, gibt es keinen Grund zu erwarten, dass sich so etwas entwickelt. In der Tat gab es in der Nach-Volcker-Ära keine Anzeichen dafür.

PS: Auch Janet Yellen hält die Zeit für einen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik noch nicht für gekommen. Sie erwarte, dass der jüngste Anstieg der Rohstoffpreise ursächlich dafür sind, dass die allgemeine Inflation (headline inflation) in den nächsten wenigen Monaten erhöht verbleiben werde. Allerdings erwarte die Vizechefin der US-Notenbank Fed, wie sie  gestern auf einer Veranstaltung beim Economic Club of New York zum Ausdruck gebracht hat, dass die Inflation anschliessend tendenziell gedämpft verlaufen wird, solange der Anstieg der Rohstoffpreise moderat und die langfristigen Inflationserwartungen vernünftigerweise gut verankert bleiben.

Hat tip to Mark Thoma.





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