Freitag, 29. April 2011

Die eingeschüchterte Fed

Im vergangenen Monat waren mehr als 14 Millionen Amerikaner gemäss offizieller Definition arbeitslos. Weitere Millionen stecken in einer Teilzeitarbeit, weil sie keine Vollzeitstelle finden. Die Rede ist nicht von einer vorübergehenden Not, bemerkt Paul Krugman in seiner lesenswerten Freitagskolumne („The Intimidated Fed“) in NYT.

Langzeitarbeitslosigkeit, einst eine Seltenheit in den USA, wird allzu normal: mehr als vier Millionen Amerikaner sind für ein Jahr oder länger arbeitslos. Das alles summiert sich zu einem klaren Fall für mehr stimulierende Massnahmen. Doch Ben Bernanke hat angedeutet, dass er wahrscheinlich alles getan hat, was er konnte. Warum?, fragt Krugman. Bernanke hätte argumentieren können, dass er nicht fähig ist, mehr zu tun, dass er und seine Kollegen nicht viel mehr Einfluss auf die Wirtschaft nehmen können. Das tat er aber nicht. Im Gegenteil hat er argumentiert, dass die QE-Politik der Fed (Kauf von langfristigen Staatsanleihen) wirksam gewesen ist. Warum unternimmt er aber nicht mehr?, will Krugman wissen.

Bernankes Erklärung, dass ein weiterer Ausbau des expansiven Kurses der Geldpolitik zu einer höheren Inflation führen könnte, findet Krugman entmutigend. Bemerkenswert ist, dass die eigenen Prognosen der Fed nahelegen, dass die Inflation in den nächsten Jahren unter dem Zielwert verlaufen wird, sodass ein leichter Anstieg der Inflation heute laut Krugman eine gute Sache wäre, also nicht ein Grund, die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zu unterlassen.

Die einzige Möglichkeit, die Sinn macht, was Bernankes Abneigung gegen weiteres Vorgehen betrifft, ist, dass er tödliche Angst vor einem Überschiessen des Inflationszielwertes hat, während er sich weniger besorgt zeigt, wenn der Zielwert unterschritten wird, selbst wenn Millionen von Amerikanern durch die Untätigkeit der Fed zu Langzeitarbeitslosigkeit verurteilt werden.

Bernanke scheint Krugmans Interpretation nach durch die Inflationistas schikaniert, die Leute, die um die Ecke eine galoppierende Inflation sehen und nicht wahrnehmen, dass sie sich auf dem Holzweg befinden. Die Inflationistas haben zuletzt auf die steigenden Ölpreise hingewiesen, als Zeichen zu Gunsten ihrer Argumentation, obwohl Bernanke selbst betont, dass die Rohstoffpreise mit der Geldpolitik der Fed nichts zu tun haben. Krugman legt dar, dass die Geldpolitik der Fed ist, in Sachen Arbeitslosigkeit nichts zu unternehmen, weil Ron Paul jetzt der Vorsitzende des Unterschusses über die Geldpolitik im Kongress ist. So viel über die Unabhängigkeit der US-Notenbank. Und so viel über die Zukunft Amerikas zunehmend verzweifelten Arbeitslosen.

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