Freitag, 8. April 2011

EZB und vor allen Dingen Deutschland

Die EZB hat am 7. April trotz anhaltend hoher Arbeitslosigkeit die Zinsen erhöht. Was hält Paul Krugman davon? (1) Die Zahlen in der Eurozone sehen insgesamt ähnlich wie die der USA aus, bemerkt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) in seinem Blog: Es gibt einen Ausrutscher der allgemeinen Inflation (headline inflation) angesichts der Rohstoffpreise. Aber die Kerninflation (core inflation) ist niedrig. Und es gibt keine Anzeichen für eine Lohn-Preis-Spirale, hält Krugman fest. Die selben Argumente für die Fortsetzung der lockeren Geldpolitik der Fed gelten also auch für die EZB. Die EZB ist nicht schlau. Sie erhöht die Zinsen, auch wenn sie offiziell anerkennt, dass der Anstieg der allgemeinen Inflation (headline inflation) wahrscheinlich nur vorübergehend ist. (2) Es gibt einen anderen EU-spezifischen Aspekt der Geschichte. Krugman liefert dazu die folgende Abbildung von Paul Mason


EU Lohnstückkosten, Graph: Paul Mason via Paul Krugman

Während der Euro-Bubble-Jahre kam es zu enormen Kapitalströmen in die peripheren Volkswirtschaften der EU, was zu einem starken Anstieg der Kosten im Verhältnis zu Deutschland führte. Nun ist die Blase geplatzt und die relativen Kosten müssen jetzt auf eine oder andere Weise wieder in Einklang gebracht werden. Wie soll das aber geschehen? Via Inflation in Deutschland oder Deflation in Spanien?

Was die EZB tatsächlich signalisiert, ist, dass Deutschland keine Inflation duldet, indem es die Last der Anpassung an die Peripherie verlagert. Die Euro-Skeptiker waren von Anfang an besorgt, dass es keine one-size-fits-all-Geldpolitik gibt, aber was wir jetzt bekommen, ist viel schlimmer: one-size-fits-one, Deutschland zuallererst, beschreibt Krugman.

Fazit: Das ist das Rezept für einen längeren, schmerzhaften Einbruch der Peripherie: grosse Defaults, fast sicher, viel Bitterkeit und eine wesentlich erhöhte Wahrscheinlichkeit eines Euro-Zusammenbruchs, fasst Krugman zusammen.


PS: Dazu passend ist hier die Abbildung von Prof. Heiner Flassbeck, auf die wir in einem älteren Beitrag in diesem Blog hinwiesen.

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