Samstag, 24. Januar 2009

Credit Default Swaps für Staatsanleihen

Die Risikoprämien der Credit Default Swaps (CDS) auf Staatsanleihen sind im Steigen begriffen. Trotz der Bekanntgabe, dass die Obama-Administration 75% des geplanten 825 Mrd. Dollar schweren Wirtschaftsstimuluspakets in den nächsten 18 Monaten ausgeben will, um neue Arbeitsplätze zu schaffen, legten die CDS auf US-Treasuries um 8 Basispunkte auf 73,7 Basispunkte zu. Vor dem Ausbruch der Kreditmarktkrise im Juli 2007 notierten die Risikoprämien für Kreditabsicherungen auf 10jährige US-Staatsanleihen noch unter 2 Basispunkten.


Die CDS auf britische Staatsanleihen (Gilts) sind auf 125 Basispunkte gestiegen. Das ist ein Rekordstand. Die Marktteilnehmer scheinen derzeit ein systemisches Risiko zu befürchten. Warum? 1) Die Senkung der Länderbonität von Griechenland, Spanien und Portugal durch Moody’s hat Unruhe am Markt ausgelöst. 2) Das Thema Verstaatlichung rückt immer enger in den Mittelpunkt der aktuellen Diskussionen. Irland hat kürzlich die Anglo Irish Bank nationalisiert. Aber auch in Grossbritannien (GB) wächst die Angst davor, dass viele Banken des Landes „technisch insolvent“ (Nouriel Roubini) sind.

Die Risikoprämien für Kreditabsicherungen (CDS) gegen Staatsanleihen sind folglich so gestiegen, dass es sich fragt, ob es sich überhaupt lohnt, sich gegen Ausfallrisiko von Anleihen der Staaten abzusichern? Eine andere wichtige Frage ist, ob die Versicherungsgeber (Anbieter), die das Ausfallrisiko übernehmen, im Konkursfall oder bei Zahlungsverzug eines Staates die im voraus vereinbarte Summe an den CDS-Käufer zahlen können? Das ist heute angesichts der Gegebenheiten auf dem Kreditmarkt höchst zweifelhaft. Die Kreditmärkte signalisieren für Default-Fälle laut Alphaville eine Wahrscheinlichkeit von 18% für Griechenland, 15% für Irland, 14% für Italien in den nächsten fünf Jahren. Im Vergleich: 4% für Deutschland und ein Zehntel für GB. Dennoch halten Analysten eine Default-Chance für den Euro-Raum für weit entfernt. Das schützt aber die betreffenden Länder nicht vor Ratingsherabstufungen. Für Länder ausserhalb der Euro-Zone ist die Situation allerdings wiederum anders. Paul De Grauwe, Wirtschaftsprofessor an der University of Leuven wirft in einem Artikel in Financial Times Ratingagenturen Willkür vor, warum die Bonität mancher europäischen Länder gesenkt und die mancher unverändert belassen wurde. Er weist darauf hin, dass Griechenland, Irland und Spanien in den vergangenen Jahren ihre Verschuldung viel rascher abgebaut haben als die Euro-Zone als Ganzes. Die Staatsverschuldung sei in der Euro-Zone von 69% des BIP im Jahre 2000 auf 66% im Jahre 2007 zurückgegangen. De Grauwe gibt sich erstaunt darüber, wie verlässlich die Analysen der Ratingagentur sein können, nachdem diese in der Vergangenheit im Hinblick auf eine Risikoschätzung der Bankschulden völlig versagt haben.

Vor dem Hintergrund der durch die Decke schiessenden Risikoaufschläge erscheinen die Kosten der Absicherung derzeit in der Tat „zu hoch“.

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