Montag, 30. Januar 2012

Zerstörerische Sparmassnahmen

Jared Bernstein zeigt in seinem Blog in einem lesenswerten Beitrag auf, welchen Schaden die Sparpolitik mitten in einem schweren Abschwung in den USA anrichtet.

Der ehemalige Chief Economist and Economic Policy Adviser (2009-2011) des US-Vizepräsidenten Joe Biden richtet das Augenmerk danach, in welchem Ausmass die schwache Erholung der Wirtschaft durch die Kürzungen auf der bundesstaatlichen und kommunalen Ebene unterlaufen wird.

Vorzeitige Sparmassnahmen (d.h. Kürzungen der Ausgaben) fordern einen Tribut für die Erholung. Der Rückgang der Staatsausgaben reduziert im vierten Quartal das Wachstum um 0,93%, bemerkt auch Mark Thoma in einem lesenswerten Artikel („Austerity is stifling the recovery“) in CBS Money Watch.

„Das ist das Gegenteil von dem, was die Regierung tun sollte, um die Erholung der Wirtschaft zu fördern. Wir brauchen eine temporäre Erhöhung der Staatsausgaben, um die Nachfrage und die Beschäftigung durch z.B. Bau-Infrastruktur zu unterstüzen“, unterstreicht der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor.

Das würde helfen, die Wirtschaft aus dem tiefen Loch, wo sie steckt, zu holen. Doch die Regierung scheint stattdessen, zu versuchen, um das Entkommen schwerer zu machen.


Bundesstaatliche und kommunale Beiträge zum realen BIP, Graph: Jared Bernstein

Die langfristigen Haushaltsprobleme müssen angegangen werden, sobald die Wirtschaft genug gesund ist, um die Steuererhöhungen und Kürzungen von Programmen, die erforderlich sind, zu überstehen. Aber die Idee der expansiven Sparpolitik (expansionary austerity) ist gescheitert, so Thoma.

Paul Krugman bemerkt dazu in seinem Blog, dass alles richtig, aber viel schlimmer ist. Warum? Wenn man einen Blick darauf wirft, welche Ausgaben gekürzt werden, stellt man fest, dass es sich dabei schwer um Investitionen handelt, wie in der folgenden Abbildung deutlich zu sehen ist:


Investitionen auf bundesstaatlicher und kommunaler Ebene, Graph: Prof. Paul Krugman

Das heisst, dass die USA sowohl die Zukunft als auch die Gegenwart opfern. Und die Kürzungen, die nicht Investitionen in Sachkapital betreffen, entfallen weitgehend auf Humankapital, d.h. die Bildung.

Es ist schwer, zu überschätzen, wie falsch das alles ist, beschreibt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises weiter. „Wir haben eine Situation, wo die Ressourcen im Leerlauf sind, auf der Suche nach Verwendung: massive Arbeitslosigkeit von Arbeitnehmern, insbesondere von Bauarbeitern und ein von guten Investitionsmöglichkeiten beraubtes Kapital, welches dem Staat zu negativen Realzinsen zur Verfügung steht“.

„Machen Sie sich nichts aus Multiplikatoren, obwohl es sie auch gibt. Dies ist eine Zeit, wenn die staatlichen Investitionen angekurbelt werden müssen, und zwar sehr stark. Stattdessen werden sie gestrichen“. Das ist laut Krugman eine Katastrophe. Und damit hat der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor vollkommen Recht.

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