Dienstag, 24. Januar 2012

Von wegen Private Equity!

James Surowiecki erklärt in einem lesenswerten Essay (“Private Inequity”) in The New Yorker, wie Private Equity funktioniert.

Die Leute, die Amerikas Private Equity Funds verwalten, müssen den Tag, an welchem Mitt Romney sich entschieden hat, für das Präsidentenamt zu kandidieren, bereuen, schildert Surowiecki. Seine Kollegen, republikanische Kandidaten und alle anderen  Menschen stellen ein wildes Bild von Private Equity Firmen dar, als Job-Vernichtung-Geier, welche das Fleisch von amerikanischen Unternehmen plündern und die Körper auf der Strasse liegen lassen.

Aber das eigentliche Problem mit leveraged-buyout-Unternehmen ist nicht ihre Auswirkung auf die Arbeitsplätze, was, wie Studien nahelegen, nicht dermassen erheblich ist. Der wahre Grund ist, warum wir über die wachsende Macht von Private Equity besorgt sein sollten, liegt daran, wie solche Unternehmen zunehmend bewandert werden, enormen Reichtum abzuleiten, nicht vom Management oder von den Fähigkeiten, Investitionen zu tätigen, sondern von der Art und Weise, wie das US-Steuersystem funktioniert.

In der Tat ist Private Equity (eine Branche, die oft als Vorbild des Kapitalismus des freien Marktes gefeiert wird) erstaunlicherweise abhängig von staatlichen Subventionen für ihre Gewinne.

Private Equity Fonds haben in den letzten zehn Jahren die Unternehmen, die sie kaufen wollten, mit Schulden angehäuft,  um später mit mehr Schulden, die sie aufnahmen, diese Gelder dazu zu verwenden, sich selbst hohe „spezielle Dividenden“ auszuzahlen, um ihre Investitionen wieder hereinzubekommen, während sie jedoch diegleichen Beteilungsverhälnisse aufrechterhielten. Vor dem Jahr 2000 waren grosse Sonderdividenden nicht so häufig, erläutert Surowiecki.

Aber zwischen 2003 und 2007 haben Private Equity Firmen mehr als 70 Mrd. $ aus ihren Unternehmen genommen. Diese Dividenden erzeugen keinen wirtschaftlichen Wert. Sie verteilen nur das Geld aus einem Unternehmen an die Private Equity Investoren.

Als Ergebnis werden Private Equity Firmen zunehmend in der Lage, zu profitieren, auch wenn die Unternehmen, die sie führen, untergehen: ein Ergebnis, das durch zusätzliche Kreditaufnahme wahrscheinlicher wird. Und viele Unternehmen werden immer mehr leergefegt.

Als ob dies nicht ärgerlich genug wäre, zappeln die Steuerzahler. Die Zinszahlungen auf alle diese Schulden sind steuerlich absetzbar. Wenn Rentenkassen ausgekippt werden, muss eine Bundesbehörde (Pension Benefit Guaranty Corporation) die Zeche dafür übernehmen. Und das Geld, welches die Dealmaker verdienen, wird zu einem viel niedrigeren Satz besteuert als das normale Einkommen, dank dem sog. „carried interest“-Schlupfloch, hält Surowiecki fest. Das ist eine sehr gemütliche Anordnung.

Wenn Private Equity Firmen beim Wiederaufbau von Unternehmen so gut sind, wie sie behaupten, dann brauchen sie doch keine Steuerschlupflöcher, um Geld zu verdienen. Es ist Zeit, diese Steuerschlupflöcher zu stopfen, fasst Surowiecki zusammen.

In diesem Zusammenhang deutet Paul Krugman in seinem Blog auf eine Analyse (1988) von Lawrence Summers und Andrei Shleifer hin. Die Autoren legen dar, dass es bei Buyouts um Wert-Umverteilung geht, nicht um Wert-Schaffung. Viele der Gewinne fliessen zu den Buyouts Spezialisten aus impliziten Verträgen, die sie mit Arbeitnehmern, Lieferanten und anderen Teilhabern berechen, zu.

Summers und Shleifer („Breach of Trust in Hostile Takeovers“) verweisen auf einen besonders scharfen Punkt: wenn es sich dabei um eine Effizienzsteigerung handeln würde, warum führen dieselben Menschen die Übernahmen in vielen Branchen, anstatt dass die Menschen mit speziellen Know-how jeweils in jeder Branche die Arbeit erledigen? Die Antwort lautet, dass diese Spezialisten Spezialisten daran sind, Deals über die Bühne zu bringen, nicht um Werte zu schaffen.

Hat tip to Mark Thoma.

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