Montag, 9. Januar 2012

Chancengleichheit und Beschäftigung

Im vergangenen Monat hat Präsident Obama eine Rede mit Bezugnahme auf den Geist von Teddy Roosevelt im Namen der progressiven Ideale gehalten. Die Republikaner waren damit nicht glücklich. Insbesondere beharrte Mitt Romney darauf, dass, wo Roosevelt daran geglaubt habe, dass der Staat die gleichen Rahmenbedingungen für die Förderung der Chancengleichheit schaffen solle, Obama daran glaube, dass „wir eine Gesellschaft haben sollen, wo jeder die gleiche oder ähnliche Entlohnung bekommt, unabhängig von Bildung, Leistung und der Bereitschaft, Risiken einzugehen“.

Das Porträt des Präsidenten als radikalen Umverteiler ist, wie viele Leute schnell darauf reagiert haben, eine reine Fiktion, bemerkt Paul Krugman in seiner lesenswerten Montagskolumne („America’s Unlevel Field“) in NYT.

Was jedoch weiterhin nicht beachtet wurde, ist, dass Romneys Bild von sich selbst als Gläubiger an die Chancengleichheit ebenso fiktiv ist. Wo ist der Beweis, dass er oder seine Partei sich überhaupt um die Chancengleichheit kümmert?, unterstreicht Krugman.

Die Amerikaner leben viel wahrscheinlicher in einer Leistungsgesellschaft als die Bürger anderer Länder denken mögen. „Aber Amerika ragt als das fortgeschrittene Land heraus, wo es darauf ankommt, wer Ihre Eltern waren. Ein Land, wo die jenigen, die auf einer der unteren Stufen der Gesellschaft geboren werden, die geringste Chance haben, höher oder bis auf die Mittelschicht zu klettern“, legt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor dar.

Und wenn Sie fragen, warum, ist der Grund dafür zum grössten Teil, dass die Regierung versagt, Chancengleichheit in Bezug auf die Arbeit zu schaffen.

Was das Thema wieder auf diejenigen wie Romney zurückbringt, die behaupten, an die Chancengleichheit zu glauben. Wo ist aber der Beweis dafür?

Denken Sie nach, regt Krugman an: jemand, der wirklich Chancengleichheit will, wäre sehr besorgt über die Ungleichheit. Er würde mehr Ernährungshilfe für einkommensschwache Mütter und Kleinkinder unterstützen. Er würde versuchen, die Qualität der öffentlichen Schulen zu verbessern. Er würde Hilfen für einkommensschwache Studenten fördern. Und er würde ein universelles Gesundheitssystem befürworten.

Wenn Romney sich für eines dieser Dinge eingesetzt hat, habe er es verpasst, hebt Krugman hervor. Und der Kongress-Flügel der Partei von Romney scheint fest entschlossen, den Aufstieg noch schwieriger zu machen. Die Republikaner versuchen beispielsweise, die Mittel für Frauen, Säuglinge und Kinder-Programme, die darauf ausgerichtet sind, eine angemessene Ernährung der Mütter mit niedrigem Einkommen und ihrer Kinder zu fördern, zu kürzen. Die Republikaner fordern ferner, die Studienzuschüsse abzubauen, die dazu beitragen, Studenten mit niedrigem Einkommen ein College-Studium zu ermöglichen. Und sie haben natürlich versprochen, die Gesundheitsreform aufzuheben, erläutert Krugman.

Wo ist also der Beweis dafür, dass Romney oder seine Partei tatsächlich an die Chancengleichheit denkt? „Gemessen an ihren Handlungen scheinen sie eine Gesellschaft zu bevorzugen, in der Ihr Sozialstatus weitgehend durch den Ihrer Eltern bestimmt ist und wo die Kinder der ganz reichen Leute ihre Güter steuerfrei erben. Teddy Roosevelt würde dies nicht zulassen“, fasst Krugman zusammen.

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