Dienstag, 3. Januar 2012

Geldschöpfungsmechanismus in der Eurozone ist am Ende

Der Geldmultiplikator, der sich seit einem Spitzenwert von 2002 halbiert hat, befindet sich in der Eurozone derzeit auf einem historischen Tiefstand.

Die Notenbankgeldmenge (monetary base oder base money) ist in der Eurozone im vergangenen Jahr laut SocGen um 46% gestiegen. Daraus folgt kein Inflationsdruck, weil der Geldschöpfungsmechanismus zum Erliegen gekommen ist, wie in der Abbildung zu sehen ist.

Warum? Weil, wenn eine Zentralbank das Ende des traditionellen Weges der Geldpolitik erreicht hat, die Zinsen auf der Untergrenze von Null liegen. Das bedeutet, dass die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt.


Verlauf des Geldmultiplikators in der Eurozone, Graph: SocGen via Izabella Kaminska in: FT Alphaville

Da auch die europäische Wirtschaft wie die amerikanische in einer Liquiditätsfalle ist, reicht die passive Form (siehe hier) von QE (mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik), die die EZB im Dezember 2011 an den Tag gelegt hat, nicht aus, um die Finanzstabilität zu gewährleisten und die Wirtschaft anzukurbeln.

Es bedarf deficit spending, d.h. der Verausgabung von öffenlichen Haushaltsmitteln, um die Konjunktur in Zeiten wirtschaftlicher Depresssion anzukurbeln. Die Euro-Technokraten verfolgen hingegen eine expansive Sparpolitik (expansionary austerity), die die Rezession verschlimmert.

Die EZB hätte massive geldpolitische Massnahmen ergreifen sollen, um die Deflationsgefahr zu unterbinden. Jean-Claude Trichet, der Vorgänger von Mario Draghi hat 2011 sowohl im April als auch im Juli die Zinsen zweimal erhöht. Das ist die dümmste Geldpolitik der Welt, die die EZB im vergangenen Jahr verfolgt hat. Trichet hat sogar in einem Interview mit La Repubblica im Juni 2010 die Gefahr von Deflation ausdrücklich abgestritten.

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