Auch die Illusion der politischen Einheit in Europa scheint sich, vor unseren Augen aufzulösen. Das ist natürlich keine Überraschung, wenn man sieht, wie die europäische Krise sich entfaltet, schreibt Tim Duy in seinem Blog.
Das zentrale Problem waren immer die internen Ungleichgewichte: ein Problem, wofür die europäische Politik nie eine glaubwürdige Lösung angeboten hat, hebt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor hervor.
Die europäischen Entscheidungsträger haben einfach keine solche Lösung im Rahmen eines Systems der festen Wechselkurse. Duy ist überzeugt, dass eine Währungsentwertung (devaluation) die einzige Option ist, die relative Wettbewerbsfähigkeit in einer angemessenen Frist zu verändern und die internen Gleichgewichte wiederherzustellen. Diese Option steht jedoch für die Euro-Mitglieder nicht zur Verfügung.
Angesichts des fehlenden Instruments der Abwertung, um Ungleichgewichte zu beheben, wandte sich die europäische Politik an einen Sparkurs (fiscal austerity). Dieser Plan ist aber gescheitert, wobei ein Land nach dem anderen in eine immer tiefere Rezession gedrückt wird.
Griechenland ist bereits im fünften Jahr der Rezession. Duy kann sich vorstellen, dass auch für Portugal, Spanien und sogar Italien die Stunde geschlagen hat. Leider ist die Alternative Austritt aus dem Euro, was mit ziemlicher Sicherheit ein finanzielles Chaos für den Kontinent als Ganzes bedeutet.
Die Eurozone ist wie eine Kakerlakenfalle. Mann kann reingehen, aber nicht mehr raus, legt Duy dar.
Dennoch können die Länder an der Peripherie nur so viel Schmerz ertragen, bis die Kosten des Daseins im Euro die Kosten des Euro-Austritts überwiegen. Und Italien sendet bereits eine klare Warnung nach Berlin, dass ein solches Endspiel näher rückt. Vergleiche für Einzelheiten den Artikel („Monti warns of political backlash“) in FT.
Was kann Deutschland tun?
Deutschland könnte laut Duy viele Dinge tun, um zu helfen. Berlin könnte mit einem massiven Haushaltsdefizit den Konsum ankurbeln und die Inflation höher treiben. Mario Monti hat allerdings etwas mehr Zumutbares im Sinne: eine echte Hilfe für die Zinslast via Eurobonds und einen von Deutschland unterstützten grösseren Rettungsfonds.
Es gibt aber eine tiefe Kluft (siehe FT-Artikel) zwischen Politikern und der EZB, die allmählich wächst. Duy nennt es eine atemberaubende Entwicklung, dass Jörg Asmussen (siehe auch hier) einen Brief an die EZB schickt, um vor einer Revision der fiscal compact (harsche Haushaltskonsolidierung) nachdrücklich zu warnen.
Die ursprüngliche fiscal compact (EU-Haushaltspakt), die heute verwässert würde, war von Anfang an nie glaubwürdig, weil sie einen Sparkurs für die ganze Eurozone fordert, der nur mit einer Depression kompatibel ist, hält Duy fest.
Fazit: Die unaufhaltsamen Kräfte des Sparkurses (fiscal austerity) prallen in Europa mit dem unbeweglichen Objekt zusammen, welches die Realität ist, fasst Duy zusammen, wobei er zugleich mit dem Abbrennen eines Feuerwerkes rechnet.
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