Dienstag, 3. Januar 2012

Inflation und Schuldenlast

„Wir brauchen Inflation, gerade genug, um die Schuldenlast auf überschaubare Niveau zu reduzieren, was wohl eine Bandbreite von 4-6% für mehrere Jahre bedeutet“, schreiben Menzie Chinn und Jeffry Frieden in einem lesenswerten Artikel („How to Save the Global Economy: Whip Up Inflation. Now.“) in Foreign Policy.

Die Fed könnte dies durch ein flexibles Inflationsziel erreichen, indem sie die es an die Arbeitslosigkeit koppelt, schreiben die Autoren des kürzlich erschienenen Buches Lost Decade.

Chicago Fed Präsident Charles Evans hat eine sehr ähnliche Massnahme nahegelegt, welche darauf abzielt, den Leitzins (fed funds rate) nahe Null zu halten und mit anderen mengenmässigen Massnahmen zu ergänzen, solange die Arbeitslosigkeit über 7% verläuft oder die Inflation unter 3% bleibt. Die Arbeitslosigkeit ausdrücklich als Zielgrösse anzupeilen, würde dazu dienen, die Inflationserwartungen zu beschränken: würde die Arbeitslosigkeit fallen, würde auch das Inflationsziel damit fallen.


Mit der derzeitigen Geschwindkeit des Schuldenabbaus (deleveraging) dürfte sich Vor-Krise-Niveau von Verschuldung/Einkommen-Verhältnis im Jahre 2013 erreichen lassen, Graph: via Prof. Menzie Chinn - Torsten Slok in: „US Consumer Deleveraging“, December 2011.

Chinn und Frieden halten es für die höchste Priorität, Investitionen, Wachstum und Beschäftigung anzukurbeln.

Die Anhebung der erwarteten Inflationsrate würde die Realzinsen verringern und Investitionen und den privaten Verbrauch fördern. Ausserdem wäre es für die Länder wie z.B. China, die ihre Landeswährung an den US-Dollar koppeln, schwer, ihre bisherige Wirtschaftspolitik aufrechtzuerhalten. Die daraus resultierende reale Abwertung des US-Dollars würde die Herstellung von amerikanischen Exportgütern stützen, welche mit Importgütern konkurrieren, um die amerikanische Produktion zu fördern. Die USA würden schneller wachsen und hätten damit einen schnelleren Prozess des Schuldenabbaus (delevaraging), eine raschere Erholung der Wirtschaft und eine festere Grundlage, um die langfristigen fiskalischen Probleme anzugehen.

Wie die Autoren in ihrem Buch Lost Decades bemerken, steht Amerika vor ernsthaften wirtschaftlichen Herausforderungen. Amerikaner haben das erste Jahrzehnt des Jahrhunderts verloren, und zwar wegen eines Boom (Aufschwung), was die reichsten Menschen reicher machte, und wegen eines Bust (Pleite), was den Rest der Menschen ärmer machte. Amerika riskiert nun ein weiteres Jahrzehnt, und zwar wegen einer mangelhaften Erholung und einer wirtschaftlichen Stagnation.

Menzie Chinn und Jeffry Frieden denken, dass eine ähnliche wirtschaftspolitische Massnahme auch für die Eurozone notwendig ist. In der Abbildung ist die Distanz, die die US-Wirtschaft noch gehen muss, um ein Verschuldungsniveau, welches mit dem Wachstum des Konsums vereinbar ist, deutlich zu sehen.

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