Montag, 9. Januar 2012

Deutschlands ausserirdische Vorliebe für Sparpolitik

Die angesehene amerikanische Tageszeitung, The New York Times beschäftigt sich heute in einem lesenswerten Artikel („Germany Resists Europe’s Pleas to Spend More“) mit Deutschlands Glauben an Sparmassnahmen als Antwort auf die Depression.

Es ist für jeden, der hofft, dass Europa sich am Riemen reisst, traurig zu lesen. Es ist v.a. ärgerlich, dass die Deutschen sich festlegen, an expansive Sparpolitik (expansionary austerity) zu glauben, obwohl die Vorstellung in den vergangenen eineinhalb Jahren empirisch gründlich  widerlegt wurde, bemerkt Paul Krugman dazu in seinem Blog, mit dem Hinweis auf eine aktuelle IWF-Forschungsarbeit („Expansionary Austerity. New International Evidence“).

Aber die Deutschen glauben, dass ihre eigene Erfahrung zeige, dass die Sparpolitik funktioniert: sie sind durch schwierige Zeiten vor einem Jahrzehnt gegangen, aber sie haben den Gürtel enger geschnallt und alles war am Ende gut, legt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor dar.

Nicht, dass es etwas Gutes tun würde, aber es ist laut Krugman darauf hinzuweisen, dass Deutschlands Erfahrung nur verallgemeinert werden kann, wenn wir schnell Ausserirdische finden können, um Handel zu treiben.


Deutschland: Leistungsbilanz versus Arbeitslosigkeit, Graph: Prof. Paul Krugman

Warum? Weil eine wirklich massive Verlagerung des Leistungsbilanzdefizits in einen Überschuss der Schlüssel für die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahrzehnt gewesen ist.

Nun könnten andere Länder im Euroraum Deutschlands Politik nachahmen, wenn Deutschland selbst bereit wäre, seinen Leistungsbilanzüberschuss verschwinden zu lassen. Aber es ist natürlich nicht der Fall. Die deutsche Forderung, dass jeder einen Leistungsbilanzüberschuss führen soll, genau wie Deutschland, ist etwas, was nur möglich wäre, wenn wir jemanden oder etwas anders finden würden, der uns die Exporte abkauft.

Fazit: Es ist bemerkenswert, von wie wenig Weisheit die Welt regiert wird. 

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