Freitag, 13. Januar 2012

Unterschied zwischen Führung eines Unternehmens und einer Volkswirtschaft

Paul Krugman zitiert in seiner lesenswerten Freitagskolumne („America Isn‘t a Corporation“) in NYT den berühmten Satz „greed is good“ aus dem Film (1987) „Wall Street“.

In dem Film bekommt Gordon Gekko seine wohlverdiente Strafe. Aber im wirklichen Leben triumphiert Gekkoism und die Politik, die auf der Vorstellung von „green is good“ (Gier ist gut) basiert, ist ein wesentlicher Grund, warum das Einkommen für die reichsten 1% so viel schneller gewachsen ist als für den Mittelstand, erklärt Krugman.

Heute will sich der Träger des Wirtschaftsnobelpreises auf den Rest des zitierten Satzes konzentieren, welcher Amerika mit einem Unternehmen vergleicht. „Auch dies ist eine Idee, die weitgehend akzeptiert wird. Und es ist der Hauptpunkt von Mitt Romney, warum er Präsident werden will. In der Tat behauptet er, dass das, was wir brauchen, unsere marode Wirtschaft zu reparieren, jemand ist, der als Unternehmer erfolgreich gewesen ist“.

Auf diese Weise hat Romney eine genauere Prüfung seiner beruflichen Laufbahn veranlasst. Und es stellt sich heraus, dass es zumindest einen Hauch von Gordon Gekko in seiner Zeit bei Bain Capital, einer Private Equity Gesellschaft gab. Er war eher ein Käufer und Verkäufer von Unternehmen, oft zum Nachteil der Mitarbeiter der Unternehmen, als jemand, der Unternehmen langfristig geführt hat. Und er hat auch mit unhaltbaren Behauptungen über seine Rolle als „Schaffer von Jobs“ nicht dazu beigetragen, seine Glaubwürdigkeit zu steigern.

Aber es gibt ein Problem. Amerika ist nicht ein Unternehmen. Eine gute Wirtschaftspolitik zu machen, ist nicht wie die Maximierung von Unternehmensgewinnen. Und die Geschäftsleute, auch grosse Unternehmen, haben im allgemeinen keine besonderen Einblicke in das, was es braucht, um wirtschaftliche Erholung herbeizuführen, legt Krugman dar.

Warum ist eine nationale Wirtschaft nicht wie ein Unternehmen? Die meisten Grosskonzerne verkaufen eine grosse Masse dessen, was sie herstellen, an andere Menschen, nicht an ihre eigene Mitarbeiter, wobei selbst kleine Länder das Meiste davon, was sie produzieren, sich selbst verkaufen. Und grosse Länder wie die USA sind überwiegend ihre eigene Hauptkunden. Und „die Tatsache, dass wir v.a. an uns selbst verkaufen, macht einen enormen Unterscheid, wenn Sie über die Politik nachdenken“, schildert der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.

Überlegen Sie, was passiert, wenn ein Unternehmen sich für eine rücksichtslose Kostensenkung engagiert. Aus der Sicht des Unternehmers (nicht aus der Sicht seiner Mitarbeiter) gilt, je mehr Kosten gesenkt werden, desto besser ist es.

Aber die Geschichte ist ein ganz andere, wenn eine Regierung im Angesicht einer depressiven Wirtschaft die Ausgaben kürzt. Man schaue auf Griechenland, Spanien und Irland, die alle rigorose Sparmassnahmen (fiscal austerity) getroffen haben. In jedem Fall kletterte die Arbeitslosigkeit, weil die Kürzungen der Staatsausgaben hauptsächlich die inländischen Hersteller betroffen haben. Und in jedem Fall fiel der Rückgang des Haushaltsdefizits geringer aus, als erwartet, weil die Steuereinnahmen weggefallen sind, als Output und Beschäftigung zusammenbrachen.

Zur Erinnerung: Der letzte Geschäftsmann, der im Weissen Haus gelebt hatte, war ein Mann namens Herbert Hoover. Wenn man den ehemaligen Präsidenten George W. Bush dazu nicht zählt.

Und es gibt auch die Frage, ob Romney den Unterschied zwischen der Führung eines Unternehmens und dem Management einer Volkswirtschaft kennt.

Wie viele Beobachter ist auch Krugman nach eigenen Worten erstaunt, wie Romney seine Bilanz bei Bain in Schutz nimmt, indem er verkündet, dass er das gleiche wie die Obama-Administration getan hätte, um die Auto-Industrie zu retten, durch die Entlassung von Arbeitnehmern.

Was aber einen ergreift, ist, wie Romney Präsident Obamas Massnahmen charakterisiert: „Er hat es getan, um das Geschäft (Unternehmen) zu retten“. Nein, er hat es getan, um die Industrie zu retten, um auf diese Weise Arbeitsplätze zu retten, die sonst verloren gegangen wären, was den konjunkturellen Einbruch vertieft hätte, hebt Krugman mit Nachdruck hervor. Versteht Romney den Unterschied?

Fazit: „Amerika braucht sicherlich eine bessere Wirtschaftspolitik als die von heute. Und während die meiste Schuld auf die schlechte Politik der Republikaner und auf ihre verbrannte Erde-Opposition gegen alles Konstruktive zurückzuführen ist, hat der Präsident einige wichtige Fehler gemacht. Aber wir werden nicht eine bessere Wirtschaftspolitik herbekommen, wenn der Mann im nächsten Jahr im Oval Office sitzt, der seinen Job als Engineering eines Leveraged Buyout von Amerikan betrachtet“, fasst Krugman zusammen.

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