Dienstag, 24. Januar 2012

Rezessionen im Vergleich: 1921 und heute

Die Staatsschulden sind nicht die Ursache, sondern eine Folge der Krise in der Euro-Zone.  Dennoch gibt es viele Kommentare und Korrespondenz in den Mainstream-Medien, die beharrlich darauf hinweisen, dass die verschwenderische Finanzpolitik für die Eurozone-Krise verantwortlich ist.

Die Fakten zeigen jedoch auf beiden Seiten des Atlantiks ganz eindeutig, dass die Staatsschulden erst nach dem Ausbruch der Krise gestiegen sind.

Ein Verfechter der fatalen Ideologie, dass es sich nicht um eine Krise, sondern um eine Staatsschuldenkrise handelt, ist Jörg Asmussen, Direktoriumsmitglied der EZB.

Aber auch in den USA werden zur Zeit die Stimmen, die behaupten, dass die Erholung von der Rezession 1920-21 die Sparpolitik von Warren Harding irgendwie rechtfertigt, wieder lauter.

Wissen aber die Leute, die solche Argumente vorbringen, was damals wirklich geschehen ist? Wie können sich diese Leute auf vage Eindrücke über eine ferne Zeitperiode mit falschen Daten verlassen, worauf sie sich als Bestätigung ihrer Überzeugungen beziehen, fragt Paul Krugman in seinem Blog.


Konsumenten-Preise während der Rezession von 1920-21, Graph: Prof. Paul Krugman

Dennoch deutet eine flüchtige Prüfung der verfügbaren Daten darauf hin, dass 1921 einige nützliche Lehren für die Art von Abschwung, den wir heute erleben, bietet, unterstreicht Krugman.

Es gibt einen Unterschied zwischen den Rezessionen, wo es um Inflationsbekämpfung geht, wo die Fed drückt, die Inflation zu senken und den Rezessionen, die aus einer Überdehnung von Schulden und Investitionen herrühren.

Die erstere neigt dazu, eine V-Form anzunehmen, mit einer raschen Erholung, sobald die Fed nachgibt. Und die letztere erfolgt i.d.R. langsam, weil es viel schwieriger ist, die privaten Ausgaben anzukurbeln, als zu stoppen sowie nach unten zu drücken, erklärt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.

Arbeitslosenquote, Rezession 1921, Graph: Prof. Paul Krugman

Und die Rezession von 1920-21 war im Grunde genommen eine inflation-bekämpfende Rezession, obwohl die Fed versucht hatte, eher das Preisniveau zurückzudrücken als den Wechselkurs.

Die Fed stand damals nach Ende des Krieges vor einer Anschwellung der Preise, was dann aufgehoben wurde.

Die Geldpolitik wurde gestrafft und dann wieder gelockert.

Und es gab eine V-förmige Erholung.

Die Deflation mag durch die Erhöhung der realen Geldmenge geholfen haben. Zumindest denkt Allan Meltzer so. Aber wenn dem so wäre, war der entscheidende Punkt, dass die Wirtschaft bei weitem nicht auf der Untergrenze von Null lag, sodass es viel Raum für die Verwendung von konventioneller Geldpolitik gab, hält Krugman fest.

All dies hat laut Krugman null Relevanz für die Wirtschaft in der gegenwärtigen Situation, wo die Rezession durch die Überdehnung der privaten Wirtschaftssubjekte ausgelöst wurde, nicht durch eine zu straffe Geldpolitik und wo die Untergrenze von Null allzu verbindlich ist.

Fazit: Haben wir aus der Warren Harding Zeit etwas zu lernen? Die Antwort lautet nein. Weil die Wirtschaft im Jahre 1921 bei weitem nicht einer Liquiditätsfalle steckte und es gab erhebliche Lockerung des geldpolitischen Kurses, sodass die Vergleiche mit der heutigen Situation Unsinn sind. Die Austrians sind also auf dem Holzweg. 

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