Donnerstag, 9. Oktober 2008

Geldmarkt: Noch keine Entspannung in Sicht – TED-Spread auf Rekordhoch

Es gibt zur Zeit kein Zeichen für ein Ende der Krise in naher Zukunft. Die Geldmarktsätze sind nach wie vor im Steigen begriffen. Der TED-Spread, der als verlässlicher Indikator für das Risikomass am Interbankenmarkt gilt, wo sich Geschäftsbanken kurzfristig Geld ent- oder verleihen, kletterte auf 4,12 Prozent. Das ist ein All-Zeit-Hoch. Die Differenz zwischen dem 3-Monats-Libor und der Rendite der 3-Monats-US-Schatzwechsel lag noch vor einem Monat bei 1,10 Prozent. Auch der Libor-OIS-Spread schoss durch die Decke. Der Aufschlag, der das Stressausmass am Geldmarkt im Hinblick auf die kurzfristige Liquidität anzeigt, weitete auf 347 Basispunkte aus. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Datenerfassung durch Bloomberg im Jahr 1984. Im langfristigen Durchschnitt liegt der Libor-OIS-Spread bei rund 19 Basispunkten.


TED-Spread Quelle: Bloomberg

Die Banken bunkern Barmittel. Es fehlt einfach an Vertrauen. Der beispiellose Engpass am Kreditmarkt ist auf das zunehmende Gegenparteirisiko zurückzuführen. Inzwischen ist der Markt für Commercial Papers total zum Erliegen gekommen. Das bedeutet, dass nach Banken nun auch Unternehmen in grössere Zahlungsschwierigkeiten geraten. Die Unternehmen sind auf CP-Markt angewiesen, um laufende Ausgaben zu finanzieren. Mit zunehmendem Refinanzierungsrisiko steigt auch die Insolvenzgefahr. Die Kreditklemme hat m.a.W. auch die Industrie erfasst. Funktioniert der Kreditmarkt nicht, liegt die Realwirtschaft brach. Die Verantwortung dafür trägt die Europäische Zentralbank (EZB), die noch eine Woche davor beschlossen hatte, den Leitzins trotz der mit voller Wucht anrollenden Finanzmarktkrise bei 4,25% zu belassen. Jetzt hat sie ihn aufgrund einer koordinierten Aktion mit der US-Notenbank (Fed) auf 3,75% gesenkt. Zu spät. Die EZB hätte schon vor ein paar Monaten die Zinsen senken sollen. Nun wird es schwierig, auf das Geschehen am Geldmarkt Einfluss zu nehmen. Siehe Libor: Der Londoner Interbankensatz stieg trotz der gemeinsamen Zinssenkungen durch die wichtigsten Notenbanken auf 4,75%. Das ist der höchste Wert seit Dezember 2007. Das ist eine schlechte Entwicklung für die Realwirtschaft, und erklärt, weshalb die Zinssenkungen bei Unternehmen nicht ankommen. Nicht einmal Tagesgeschäfte funktionieren.


LIBOR Quelle: Bloomberg

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