Mittwoch, 1. Oktober 2008

Interbankenhandel vollkommen verfahren – Liquiditätsnöte wachsen

Der dramatische Anstieg der Kreditkosten für eine Laufzeit von einem Monat in Euro und Dollar hält an. Der Libor für Euro kletterte gestern auf 5,07%. Das ist ein All-Zeit-Hoch. Das Pendant für US-Dollar verharrt ebenfalls auf neuen historischen Höchstständen. Gestern schoss der Satz, zudem sich Banken untereinander Geld leihen, auf 6,88% hoch. Der TED-Spread sprang auf 3,3983%. Der Libor-OIS-Satz notiert auf 2,461%. Die Differenz zwischen dem 3-Monats-Libor und dem 3-Monats-Swapsatz, der meist beachtete Stressindikator am Geldmarkt erreichte gestern mit 2,50% ein neues historisches Hoch. Obwohl die US-Notenbank (Fed) die FX-Swap Lines mit ausländischen Zentralbanken von 290 Mrd. Dollar auf 620 Mrd. Dollar erhöht hat und fast täglich Liquidität in den Markt schleust, ist der Geldmarkt zum Erliegen gekommen. Was ist zu tun?


Libor Euro 1-Month

Erstens: Die führenden Industrieländer könnten in einer konzertierten Aktion die Leitzinsen lockern. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die EUropäische Zentralbank (EZB) nicht mitmachen würde, da sie nach eigenen Angaben „nur eine Nadel im Kompass“ hat. Das heisst, sie kümmert sich nicht um Wachstum oder Finanzstabilität, sondern nur um Inflation. Die EZB hat darüber hinaus im September angekündigt, ab Februar für die Bereitstellung von Liquidität höhere Risikoabschläge („ Hair Cut“) zu verlangen.

Zweitens:Moral Suasion“. Die Zentralbanken könnten Wirtschaftssubjekte mittels Aufklärung und Empfehlung dazu veranlassen, die Kreditwirtschaft wieder in Gang zu bringen.

Der Libor ist derzeit beinahe bedeutungslos geworden. Denn es finden kaum Ausleihungen für unsichere Wertschriften statt. Nouriel Roubini, Wirtschaftsprofessor an der New York University warnt davor, dass der nächste Schritt in dieser Panik-Kette so aussehen könnte. Die ausländischen Investoren verlieren das Vertrauen in das US-Bankensystem und lösen einen neuen Bank Sturm. Auch Kenneth Rogoff, Wirtschaftsprofessor an der Harvard University und der ehem. Chefökonom des IWF schlägt in dieselbe Kerbe. Es sei eine Frage des Vertrauens, dass die ausländischen Investoren in US-Staatspapiere investieren. Die US-Administration müsse aber dafür sorgen, dass die Kreditwürdigkeit des Landes aufrechterhalten bleibt.

Keine Kommentare: