Sonntag, 30. März 2014

Spanien und verheerende Folgen der Sparmassnahmen

Wie schwer die Austerität im Euro-Raum zum Tragen kommt, zeigt sich v.a. in den von der Euro-Krise am stärksten betroffenen Volkswirtschaften. Das Problem ist ein immenser, wachstumshemmender Schuldenüberhang im Privatsektor, der irgendwie abgebaut werden muss.

Da alle Länder an der EU-Peripherie versuchen, die wirtschaftlichen Probleme via internal devaluation (d.h. Lohnsenkung) zu lösen, war es von Anfang ein offenes Geheimnis, dass das Ergebnis Deflation sein würde.

Die Preise fallen auch in Spanien, wo Madrid gerade sich anstrengt, Wettbewerbsfähigkeit durch Senkung der Lohnstückkosten wiederzuherstellen.

Die Inflationsrate im Februar belief sich in Spanien auf -0,1%. Wie die spanische Statistikbehörde (INE) meldet, sind zuletzt v.a. die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke stark gefallen. Die Preise dürften im März sogar weiter um 0,2% gefallen sein, wie INE am Freitag in einer ersten Schätzung mitgeteilt hat.

Es besteht die Gefahr, dass Verbraucher und Unternehmen in Erwartung weiter sinkender Preise die Ausgaben aufschieben. Schlimm genug, dass der Rückgang der Löhne bereits mit dem Rückgang der Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen einhergeht.

Die aktuellen Daten im Einzelhandel im Februar deuten auf eine Flaute hin: Die Einzelhandelsunternehmen haben im vergangenen Monat einen Rückgang des Umsatzes um -0,5% verzeichnet.



Konsumenten-Preisindex (CPI) in Spanien im Februar 2014, Graph: Instituto Nacional de Estadistica (INE)

Wie gefährlich ein gleichzeitiges Abdriften in Richtung Deflation für die spanische Wirtschaft ist, liegt auf der Hand: Unternehmen und private Haushalte versuchen gleichzeitig, Schulden abzubauen (deleveraging) , während die nominalen Zinsen nahe Null-Grenze (zero lower bound) liegen.

Die Verschuldung im Privatsektor beträgt zur Zeit rund 200% der Wirtschaftsleistung des Landes, wie FT aus London berichtet. Zugleich deutet sich an, als ob der Schuldenstand des öffentlichen Sektors in zwei Jahren die Marke von 100% durchbrechen könnte.

Warum? Weil die Ausgaben des einen die Einnahmen des anderen sind. Wenn alle Haushalte ihre Ausgaben verringern, sinkt der gesamtwirtschaftliche Verbrauch und damit die Nachfrage nach Arbeitskräften. Und die Einnahmen der öffentlichen Hand gehen zurück.

Spanien verfehlt dadurch die Zielsetzung im Haushalt. Das Defizit der öffentlichen Hand beträgt 6,6%. Der von der EU-Kommission vorgegebene Zielwert lautet 6,5%. Obendrauf müsste Spanien das Haushaltsdefizit bis 2016 auf 3% drücken.

Austerität, die in Europa als politisches Experiment kläglich gescheitert ist, vernichtet damit  durch langanhaltende Arbeitslosigkeit Humankapital und verstärkt die Ungleichheit in Bezug auf die Wohlstand- und Einkommensverteilung in der Gesellschaft, weil die untere Schicht von den harschen Sparmassnahmen heftiger betroffen wird. Zur Erinnerung: Spanien ist die viertgrösste Volkswirtschaft im Euro-Raum.

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