Freitag, 21. März 2014

Zaghaftigkeit in Politik und die fatalen Konsequenzen

Es scheint im Moment keine allzu grosse Wirtschaftskrise im Gang zu sein. Und die Politiker klopfen sich in vielen Orten selbst auf die Schulter, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („The Timidity Trap“) am Freitag in NYTimes.

Leider zeigt das, wie wir uns an die schrecklichen wirtschaftlichen Bedingungen gewöhnt haben. Wir sind schlimmer daran als jemand vor ein paar Jahren sich hätte vorstellen können. Doch scheinen die Leute die miserable Situation als „new normal“ zu akzeptieren, legt Krugman dar.

Wie konnte das passieren? Eine wichtige Fehlerquelle beschreibt Krugman als „Scheu-Falle“ (timidity trap): Die konsequente Tendenz der Politiker, die im Grunde genommen die richtigen Ideen haben, aber in der Praxis halbherzige Massnahmen treffen. Und auf diese Weise geht die Zaghaftigkeit nach hinten los, politisch und auch wirtschaftlich.

Mit anderen Worten hat Yeats recht: Dem Besten fehlt die Glaubwürdigkeit, während das Schlimmste voller leidenschaftlicher Intensität ist.

Zum Schlimmsten: Wenn man die wirtschaftliche Debatte in den letzten Jahren verfolgt hat, weiss, dass sowohl Amerika als auch Europa über starke "pain caucuses“ („Aktionsgemeinschaft Schmerz“) verfügen:

Einflussreiche Gruppen stellen sich heftig gegen jede Politik, die Arbeitslosen wieder Beschäftigungsmöglichkeiten bieten würde. Es gibt zwar einige wichtige Unterschiede zwischen den „pain caucuses“ in den USA und in Europa. Aber beide legen wirklich eindrückliche Erfolgsbilanz an den Tag, nie im Zweifel immer falsch zu liegen.

Was war aber die Antwort der guten Jungs darauf?

Denn es gibt ja gute Jungs da draussen. Aber diese guten Jungs schienen  nie den Willen zu haben, für ihre Überzeugung auf das Ganze zu gehen.

Das klassische Beispiel ist das Konjunkturprogramm der Obama-Regierung, welches offensichtlich zu schwach war. Einige haben zu Recht von Anfang an davor gewarnt, dass der Plan unzulänglich ist. Und weil es dem so ist, würde die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit am Schluss die ganze Idee von Stimulus in der Öffentlichkeit diskreditieren. Es hat sich auch so erwiesen.

Was laut Krugman nicht so bekannt ist, dass auch die Fed auf ihre eigene Weise die gleiche Sache macht. Von Anfang an haben die geldpolitischen Entscheidungsträger insbesondere die Massnahmen, die am ehesten funktionieren, ausgeschlossen, wie z.B. die Bereitschaft, zumindest vorübergehend etwas höhere Inflation in Kauf zu nehmen. Als Ergebnis griffen die Massnahmen zu kurz und hinterliessen den Eindruck, als ob nichts mehr getan werden könnte.

Man mag sich fragen, warum die guten Jungs so schüchtern bleiben, während die bösen Jungs so selbstsicher wirken. Krugman vermutet, dass die Antwort viel mit Klasseninteressen zu tun hat. Aber das ist sicherlich ein Thema für eine andere Kolumne von Krugman.

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