Montag, 24. März 2014

Patrimonial Kapitalismus: Drift in Richtung Oligarchie

Paul Krugman nennt das neue Buch von Thomas Piketty, dem französischen Ökonomen „Opus Magnum“. Das Meisterwerk handelt von der Drift in Richtung Oligarchie in der westlichen Gesellschaft .

Der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor beschreibt in seiner lesenswerten Kolumne („Wealth over work“) am Montag in NYTimes, wie das Buch die wachsende Konzentration von Einkommen in den Händen einer kleinen wirtschaftlichen Elite dokumentiert.

Piketty präsentiert zugleich starke Argumente dafür, dass wir auf dem Weg zum „patrimonial capitalism“ sind, wo die Kommandohöhen der Wirtschaft nicht nur von Reichtum dominiert werden, sondern auch von dem ererbten Vermögen, wo es viel mehr auf die Geburt ankommt, und nicht auf Leistung und Talent.

Um es sicherzustellen: Piketty räumt ein, dass wir noch nicht so weit sind. Aber sechs von zehn reichsten Amerikanern sind bereits Erben statt self-made-Unternehmer, unterstreicht Krugman. Wie Piketty bemerkt, ist das Risiko einer Drift in Richtung Oligarchie real und bietet kaum Anlass zum Optimismus.

In der Tat. Wenn man sich sogar noch weniger optimistisch fühlen will, überlege man sich, was viele Politiker im Schilde führen. Amerikas entstehende Oligarchie mag sich noch nicht vollständig gebildet haben. Aber eine der zwei grossen Parteien der USA scheint bereits engagiert, die Interessen der Oligarchie zu vertreten, wie Krugman darlegt.



Die 1 Prozent in der „ownership society“, Graph: Prof. Paul Krugman


Trotz der verzweifelten Bemühungen einiger Republikaner, die so tun, als wäre es anders, erkennen die meisten Menschen, dass die heutige GOP die Interessen der Reichen gegenüber gewöhnlichen Familien bevorzugt. Krugman vermutet allerdings, dass weniger Menschen das Ausmass wahrnehmen, wie die Partei „Reichtum über Löhne und Gehälter“ befürwortet und begünstigt.

Und die Dominanz des Einkommens aus Kapital über Löhne, was vererbt werden kann, ist (Dominanz des Reichtums über Arbeit) im Grunde genommen alles, worum es beim patrimonial capitalism geht.

Um zu sehen, worüber Krugman redet, betrachte man z.B. die „roadmap“ von Paul Ryan. Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses möchte die Steuern auf Zinserträge, Dividenden und Veräusserungsgewinne für Immobilien abschaffen. Unter diesem Plan müsste jemand, der nur aus ererbten Vermögen lebt, überhaupt keine Bundessteuern zahlen.

Warum geschieht das? Nun, man denke an die beiden Koch-Brüder, die zu den 10 reichsten Amerikanern zählen. Und auch sie die vier Walmart-Erben. Grosser Reichtum kauft grossen politischen Reichtum. Und nicht nur durch politische Wahlkampfspenden. Viele Konservative leben in einer geistigen Blase von Denkfabriken und der unternehmenseigenen (bereits eroberten) Medien, welche letztlich von einer handvoll Mega-Geldgeber finanziert werden. Es überrascht nicht, dass diejenigen, die in der Blase sind, instiktiv davon ausgehen, dass es gut für Amerika ist, was gut für Oligarchen sind.

Wie Krugman schon angedeutet hat, können die Ergebnisse manchmal komisch erscheinen. Der wichtige Punkt ist hingegen, dass die Leute in der Blase über eine Menge Macht verfügen, die sie im Namen ihrer Patrons ausüben. Und die Drift in Richtung Oligarchie setzt sich fort.

PS: Zum „ownership society“; Präsident George W. Bush hatte 2001 u.a. den Eigenheimbesitz als Grundsäule seines Wirtschaftsprogramms angepriesen.



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