Die anfängliche Skepsis gegenüber staatlichen Investoren aus China, Russland und dem arabischen Raum scheint sich inzwischen allmählich etwas zurückgebildet zu haben. Nachdem Fed-Chef Ben Bernanke vergangene Woche ein gutes Wort für die Sovereign Wealth Fonds(SWF) eingelegt hatte, äusserte sich nun auch der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück positiv über die Staatsfonds. Bei einem Treffen mit der Spitze der kuwaitischen Industrie- und Handelskammer in der Kuwait-Stadt betonte Steinbrück, dass Deutschland „hochgradig interessiert“ an ausländischen Staatsfonds sei. SWFs hätten in der aktuellen Krise zur Stabilisierung beigetragen. Mehrere im Zuge der Kreditkrise arg gebeutelte westliche Banken haben bislang spektakuläre Finanzhilfen in Milliardenhöhe von staatlichen Investmentvehikels aus den Golfstaaten und Asien bekommen. Löst sich der verbreitete Unbehagen jetzt in Wohlgefallen auf? Werden die Abwehrpläne ad acta gelegt?
Der Internationale Währungsfonds (IWF) arbeitet an einem freiwilligen Massnahmenkatalog von Investmentregeln für die staatlichen Vermögensfonds. Nach aktuellen Schätzungen verwalten die staatlichen Investitionsverhikel rund 3'000 Mrd. US-Dollar. Die staatlichen Anlagegesellschaften legen ihr Kapital nicht aus lauter Jux und Tollerei an. Sie suchen hohe Renditen. Wie wird sich aber in diesem Zusammenhang das Risiko-Ertrag-Profil auf den globalisierten Kapitalmärkten entwickeln? Im allgemeinen ist zu erwarten, dass die Investitionen von SWFs positiv für riskante Asset-Klassen wie z.B. Aktien und negativ für „defensive“ Anlagen wie z.B. Anleihen ausfallen dürften. Staatsfonds lassen sich nach Stephen Jen, dem Ökonomen und SWF-Experten von Morgan Stanley in drei Kategorien einteilen: 1) SWFs, deren Reichtum aus Öleinnahmen und Rohstoffausfuhren stammt. Dieser Typus von SWFs hat keine Verbindlichkeiten. Daher dürften sie ein langfristiges Anlagehorizont haben und ihr Kapital in riskantere Anlagen investieren. Bsp: Vereinigte Arabische Emirate, Russland, Saudi Arabien, Norwegen, Kuwait, Qatar. 2) SWFs, die als Netto-Güterexporteure gelten. Besonderes Merkmal: Überschuss an Ersparnissen und Investitionen. Die Anhäfung von offiziellen Reserven wird durch die Ausgabe von Staatsanleihen gestützt. Bsp: Japan und zum Teil China. SWFs in dieser Gruppe würden daher eine etwas weniger riskantere Anlagestrategie verfolgen. 3) SWFs, welche die Kapitalzuflüsse verwalten. Bsp: Indien, Brasilien und zum Teil China. Die Gruppe von SWFs dürfte den niedrigsten Risiko-Appetit aufweisen. Die Auswirkungen auf das globale Risikoprofil dürften deswegen eher negativ sein.
Fazit: Wie sich die Investitionen von SWFs im globalen Risiko-Ertragsprofil niederschlagen werden, hängt v.a. davon ab, woraus das Reichtum für die betreffenden Staatsfonds stammt. Laut Jen kommt es dabei auf die relative Grösse der jeweils oben erwähnten 3 Typus von SWFs an.
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