Als das Gesetz für Warentermingeschäfte („Commodity Futures Modernization Act", CFMA) im Jahr 2000 verabschiedet wurde, gab die Politik dem Druck des Energiehändlers Enron nach und liess für gewisse Handelsplätze Ausnahmeregelungen zu. Unternehmen wie Enron wurden aus dem Gesetz ausgenommen. Der skandalöse Zusammenbruch des texanischen Unternehmens im Jahre 2001 ist daher in diesem Zusammenhang zu betrachten. Die Aufsichtsbehörden warfen Enron vor, die Ausnahmeregelungen ausgenutzt und die Kunden durch die Manipulation von Strompreisen in Kalifornien schikaniert zu haben.
Future Kontrakte werden bekanntlich sowohl an regulierten Terminbörsen als auch an grösseren, aber weniger regulierten „over-the-counter“-Märkten gehandelt. Die Preise dieser Kontrakte bleiben natürlich nicht ohne Einfluss auf die Nachfrage-Angebot-Konstellation für die gehandelten Güter, unabhängig davon, ob sie bereits befördert werden oder noch unter der Erde liegen. Ein bekanntes Beispiel für eine nicht-regulierte Handelsplattform ist der Intercontinental Exchange (ICE). Auf diesem Handelsplatz hatte ein Hedge Fonds im Jahre 2006 mit massiven Spekulationen auf den Erdgaspreis eingewirkt und dadurch für aussergewöhnliche Spannungen am Markt gesorgt. Die Behörden werfen diesem Anlagevehikel Kursmanipulation vor. Der Hedge Fonds, der inzwischen aufgrund eines Verlustes von 5 Mrd. US-Dollar bankrott erklärte, weist jedoch die Vorwürfe zurück.
Nach dem der Erdölpreis heute mit 123 Dollar pro Fass ein neues Rekordhoch erreicht hat, fühlt sich die Politik auf den Plan gerufen. Händler nennen zwar als Grund für den exorbitanten Anstieg des Ölpreises geopolitische Faktoren (Störungen im Ölangebot) und den wieder schwächeren US-Dollar. Ein Teil der Kongressabgeordneten aber vermutet hinter der Ölrally spekulative Kreise. Zwei Senatoren bemühen sich deshalb seit geraumer Zeit um eine Ergänzung für die neue Farm Bill, die im Vorjahr ausgelaufen ist. Ziel ist es, den Auswuchs der unregulierten elektronischen Handelsplätze zu unterbinden. Das Gesetz soll den Energiehandel unter die Kontrolle der Terminbörsenaufsicht CFTC ("Commodity Futures Trading Commission") bringen und auf diese Weise die sog. „Enron-Lücke“ schliessen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen