Freitag, 27. Mai 2011

Inflation in Deutschland sinkt – Was macht die EZB?

Die Inflationsrate ist in Deutschland im Mai zum ersten Mal seit 9 Monaten gesunken. Die Verbraucherpreise sind im vergangenen Monat auf 2,3% zurückgegangen. Der Preisindex verändert sich laut Destatis (Statistisches Bundesamt) gegenüber April 2011 voraussichtlich nicht. Der (für europäische Zwecke berechnete) Harmonisierte Verbraucherpreisindex für Deutschland wird im Mai 2011 voraussichtlich um 2,4% höher liegen als im Mai 2010. Gegenüber dem April 2011 sinkt der Index um 0,2%.

Warum? Weil die Rohstoffepreise gesunken sind. Der Ölpreis ist im Mai um 11% gefallen, wie Bloomberg berichtet. Die Frage ist, was die EZB nun tun wird? EZB-Präsident Jean-Claude hat im April die Leitzinsen für die Eurozone von 1,0% auf 1,25% erhöht. Für die Straffung der Geldpolitik war der Preisanstieg an den globalen Märkten für Rohstoffe ausschlaggebend. Wird Trichet jetzt die Zinsen senken, weil die Rohstoffpreise nachgelassen haben?

Die Bank of England (BoE) wehrt sich bisher gegen den herkömmlichen Wahnsinn, die Zinsen anzuheben. Die EZB hat aber (1) im vergangenen Monat trotz des schrecklichen Zustands der Volkswirtschaft in den vielen europäischen Mitgliedsstaaten die Zinsen erhöht und (2) ein Mitglied des EZB-Direktoriums hat nahegelegt, dass selbst eine „sanfte“ Umschuldung griechischer Staatsanleihen die EZB veranlassen würde, damit aufzuhören, die Bonds für griechische Banken als Sicherheit (collateral) zu akzeptieren. Das bedeutet, dass die EZB den Stecker für das griechische Bankensystem ziehen wird, wenn griechische Banken Schuldenerlass suchen sollten. 

Jean-Claude Trichet hat jedoch die Bereitschaft angedeutet, die Zinsen weiter zu erhöhen, weil der EZB-Chef seit seiner Amtsübernahme der Glaubenslehre der expansiven Sparmassnahmen (expansionary austerity) folgt. Die Doktrin gilt für die EZB als ein universelles Heilmittel, unabhängig davon, in welchem Zustand die Wirtschaft sich gerade befindet.

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